VILLACH – TOLMIN

Ah, endlich. Stau. Immerhin bin ich aber auch schon seit 17 Minuten unterwegs und bis zum heutigen Ziel sind es nur noch knappe 300 km. Na das kann ja heiter werden; diese Idee über die Osterfeiertage wegzufahren, hatten wohl – wie jedes Jahr – noch einige andere ausser mir.

Statt den geplanten 3,5 Stunden, rolle ich ca. 4,5 Stunden später auf den Parkplatz meines Hotels, direkt am St. Leonharder See am Stadtrand von Villach. War dann doch gar nicht so schlimm, wie es sich zunächst angelassen hat. Schnell noch einen Late-Night-Imbiss in der Pizzeria schräg gegenüber und dann ist es aber auch gut, zum quäkenden Froschkonzert schlafe ich in meinem Zimmer mit Seeblick ein.

Vom quäkenden Froschkonzert werde ich auch bereits in aller Frühe wieder geweckt, missmutig werfe ich mich noch ein wenig im Bett hin und her, bevor ich beschließe, das gute Wetter besser zu nutzen, als sich nur im Bett zu wälzen. Noch vor dem Personal betrete ich den Frühstückssaal, mache mir selbst Kaffee und bediene mich an dem zum Glück bereits aufgebauten aber noch mit Folien abgedeckten (!!!) Buffet. Beim anschließenden Check-out verneine ich die erstaunte Frage, ob denn etwas nicht gepasst hätte und erkläre, dass alles in bester Ordnung sei, ich nur früh los müsse. Ist ja auch nicht ganz unwahr, schließlich wollte ich noch den Kopein Trail in der Nähe von Villach testfahren, bevor ich den Grenzübertritt nach Slowenien beginne.

Gesagt getan, zum Kopein Trail gelangt man am Besten, wenn man sich an Unteraichwald orientiert und dort auf dem Gästeparkplatz des Hotels Mittagskogel parkt.  Vor dem Hotel stehend, folgt man der Hauptstraße nach links und folgt dann der Beschilderung nach rechts auf einer kleinen Teerstraße bergauf durch das Wohngebiet. Diese wird zur Forstraße und zieht sich immer weiter rechtslastig gemütlich nach oben – aber wer der Beschilderung folgt, kann wenig falsch machen. Nach ja 20-30 min. Uphill – bestimmt schafft man dass auch schneller – ist man am Einstieg des Trails, quert ein bisschen durch den Wald und sieht der ersten Prüfung ins Auge: einer steinigen Schotter-Abfahrt in ein Bachbett. Sieht wilder aus als es ist. Danach folgen die 3 Segmente des eigentlichen Trails. Sektion 1 ist als „normaler“ Wald Singletrail ohne Besonderheiten zu klassifizieren, die 2te Sektion ist sehr spaßig, da man hier durch eine Art zunächst hüft-, später weit über kopfhohen Schützengraben brettert. Völlig ungewohntes Terrain. Die 3te Sektion ist dann das, was passiert, wenn „wir“ in Europa Trails bauen, irgendwer hat sich irgendwas gemacht und dann einfach mal losgelegt. Wahrscheinlich haben hier die Locals zwar Vollgas gegeben und viel geschuftet, herausgekommen sind aber leider nicht funktionierende Anlieger und Sprünge (?), sowie Landungen mit zum Teil unlustigen Überraschungen (Felsbrocken, Stufen, Wurzelteppich etc.). Ich schiebe das Segment extra nochmal komplett nach oben, versuche mir alles einzuprägen und schieße erneut durch den Trail Marke Eigenbau; leider wieder ohne dass es mir die Mundwinkel nach oben zieht. Naja, jetzt hab ich es gesehen – reicht aber auch. Schade. Ab nach Slowenien.

Über den Wurzenpass jage ich meine Volvo SUV Kurve um Kurve nach oben, zur Begrüßung erwartet mich direkt an der (ehemaligen) Grenze ein Panzer neben der Straße. Aber Entwarnung, der hat längst ausgedient und macht Werbung für das naheliegende Militärmuseum. Danke, ohne mich; denn mein erstes Etappenziel lautet Kranjska Gora. Doch kaum dort angekommen, macht sich ein wenig Enttäuschung breit – dass der Bikepark aufgrund der frühen Jahreszeit noch zu hat, wusste ich zwar, aber dass der Wintersport-Vorzeige-Ort Nummer 1 aus 4 Häusern und 2 Hotels sowie der Bergbahn und dem größten Parkplatz der Welt besteht, ist dann doch eine Überraschung. Ich beschließe den Parkplatz nicht zu nutzen und rolle im 2ten Gang kopfschüttelnd in 5 Sekunden durch den Ortskern – egal; fahre ich halt weiter Pass-Straßen. Ich nehme mir direkt den höchsten Gebirgspass Sloweniens – den Vrsic Pass – vor und beginne mit meiner Entdeckungsreise. Eins vorab, das war die beste Entscheidung aller Zeiten, denn die Fahrt über den Pass und später dann hinein bzw. hinunter ins Soca-Tal ist einfach unglaublich. Über russische Kapellen, sagenhafte Aus- und Weitblick, die Schönheit der Natur, den slowenischen Bergriesen Triglav am Wegesrand bis hin zur badewannenblauen Soca, ist hier alles geboten. Uneingeschränkt empfehlenswert – nur sollte man kein Problem mit Bergstraßen, abermillionen Kurven und äußerst schmalen Straßen haben…

Im Soca-Tal selbst, mache ich kurze Stops in Bovec und Kobarid, schlendere durch die zutiefst italienisch wirkenden Dörflein und erkundige mich nach für heute noch machbaren Bike-Touren. Tja, das stellt sich als gar nicht so leicht heraus, denn offensichtlich war mein Aufbruch-nach-Slowenien Gedanke größer, als der Gedanke an die zu erledigenden Hausaufgaben dafür. Bergbahnen haben noch keine Saison, auf den Gipfeln meist noch Schnee, die Shuttle-Betriebe nehmen erst Mitte Mai ihren Betrieb auf und Enduro-Touren beinhalten hier mindesten 1.000hm – verdammte Axt. Somit hat sich mein eigentlicher Plan erledigt, denn ich wollte an der Soca entlang von Kobarid nach Tolmin ballern – dort gibt es wunderherrliche Trails über eine Länge von 30km und mehr, die sich über einiges an Höhenmetern in die Tiefe, immer entlang des Märchen-Flußes, ziehen. Aber, hätte wäre wenn…

So fahre ich nach Tolmin, beziehe in einer Kombination aus Gasthaus und Fischzucht mein Quartier für die Nacht. Die Aussicht von der Terrasse ist Idylle pur, dennoch hält es mich nicht lange auf meinen 4 Buchstaben. Flux zum Auto, Bike zusammengebaut und auf eigene Faust, das Gelände erkunden. Eine Karte? Einen Kompass? Handynetz? Papperlapp, los gehts. Okay, das klingt jetzt wagemutiger als es war; denn das Gasthaus Sterk liegt in Steinwurfweite der Soca, daher brauchte ich mich ja nur am Fluß zu orientieren und den dortigen Trails, zunächst stromaufwärts bergauf und im Anschluß eben stromabwärts bergab zu folgen. Was ein Spaß! Keine Menschenseele, auf einem Trail, der vor Spaß nur so strotz – da können die heiß geliebten Isartrails direkt einpacken. Trotz allem Spaß, bleibt ein bisschen Wehmut, denn nicht auszumalen, was hier wohl auf dem gesamten Abschnitt Kobarid – Tolmin zu holen gewesen wäre.

Da kommt der Bierstand an einer kleinen See-Ausbuchtung der Soca, wie gerufen.
Ps.: Slowenisches Pink-Grapefruit-Radler zählt für mich ab jetzt mit zu den besten Getränken der Welt.

Nach einem wirklich grandiosen Abendessen in Form eines im Preise inkludierten 4 Gänge Menüs, trete ich die Nachtruhe an. Na toll, die Frösche vor meinem Fenster scheinen auch den Weg von Villach nach Tolmin gemeistert zu haben – keine 5 Minuten später bin ich aber im Reich der Träume.

 

Weiter geht es hier mit Teil 2 – BLED & Ljubljana.

 

 

3 Gedanken zu “VILLACH – TOLMIN

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