BLED – LJUBLJANA

Ersten Teil verpasst? Hier entlang.

Am nächsten Morgen ist das Wetter im wahrsten Sinne wechselhaft, von Wolken, bis Sonne und Platzregen ist in den ersten 5 Minuten des Tages alles dabei. Ich verlasse Tolmin und steuere durch das Hinterland, verlassenen Straßen und Dörfer durch die grünen Hügel Sloweniens. Mein erstes Etappenziel für heute ist Bohinj – im Sommer tobt hier wohl der (Bade-und Wander)Tourismus, jetzt ist hier nicht viel los. Dennoch ist der See, die vom Nebel verschluckten Wälder und das kleine Dörfchen selbst ein herrlicher Anblick. Am anderen Ende des Bohinj Sees wartet – der wegen Schnee geschlossene Bikepark am Berg Vogel – sowie ein kleiner Wanderparkplatz, der den Start der Minitour zu den Savica-Wasserfällen markiert. Nehmt euch die 35 min. Aufstiegszeit (laut Markierung 60 min.) und steigt hinauf. Grüner und erfrischender geht es nicht. Und gerade einem Wasserfall, tut natürlich Regen rein optisch sehr gut.

 

Von Bohinj führt mich meine Tour dann nach Bled bzw. der Hauptattraktion dem Bleder See, mit der wohl meistgeknipsten Insel Sloweniens. Muss ich natürlich exakt so auch machen. Wer ein bisschen hartnäckig bleibt im Internet, findet schnell eine Beschreibung zu dem angesagtesten Fotospot (Stichwort: Mala Osojnica) überhaupt und steigt wie ich vom Nordwest-Ufer nach oben. Ein durchaus beschwerlicher und anstrengender Aufstieg wird nach ca. 60 min. mit einem Ausblick der Extraklasse belohnt. Aller Überraschung zum Trotze, bin ich alleine hier oben – was sich am Ufer des Sees an touristischen Aktivitäten abspielt, spottet jeglicher Beschreibung. Ich habe nur zwei Wörter für euch: Asiatische Reisebusse; und zwar in rauen Mengen.

Schade, dass das Wetter nicht annährend dem vom Vortrag gleicht, so werden die Bilder zwar gut, aber eben nicht sehr gut. Dennoch ein wirklich tolles Fleckchen mit großartigem Aus- sowie auch Fernblick. Als sich ein australisches Pärchen in den 20gern mit FlipFlops an den Füßen durch den Schlamm nach oben kämpft, beschließe ich, dass es nach fast einer Stunde reicht mit „Natur und Ruhe in mich aufsaugen“. Ich steige hinab zum Parkplatz.

 

Dort angekommen, frage ich die Parkplatzwächterin nach ihrer ehrlichen Meinung, ob sich eine Überfahrt in den traditionellen Booten (eine Mischung aus Gondel und Ruderboot) zur Insel im See lohne? Sie bricht in lautes höhnisches Lachen aus. Das gefällt mir; deshalb hole ich mir gleich auch noch einen Tipp für eine Lokalität zum Abendessen. Besten Dank dafür.

 

Als ich wenig später mein Auto vor der heutigen Unterkunft parke, wird mir erneut klar, dass ich höchstwahrscheinlich meine Roadtrip-Hausaufgaben nicht mal mit dem Prädikat ausreichend gemacht habe. Ich parke vor einer Kirche. Mein Zimmer befindet sich im Pfarrhaus. Es ist 15 Uhr. Bled selbst ist Tourismus-Nepp pur und hat außer dem See rein gar nichts zu bieten. Es regnet. Ich schlage missmutig die Zeit bis zum Abendessen tot und genieße dann aber die herzhaft einheimische Küche in einem Restaurant weit ab vom Tourismus-Rummel. Eine echte Parkplatzwächterin-Empfehlung eben. Dann holt mich alsbald der bereits befürchtet Übernachtungsplatz-Schrecken ein. Samstagabend (der Abend vor Ostersonntag), 22 Uhr, die perfekte Zeit für eine Pre-Ostermesse im Slowenien-Style: es werden endlos Glocken geläutet, gesungen, eine Prozession gestartet, geparkt, weggefahren und und und… Der christliche Spaß, dauert bis fast 1 Uhr. Danach Totenstille. Herrlich. Gute Nacht.

Ostersonntag. 5 Uhr. Perfekte Zeit um endlich den heutigen Mainevent, die Ostermesse selbst abzuhalten – alles was ich vor wenigen Stunden, noch für die große Show gehalten hatte, war nichts, im Vergleich dazu, was jetzt aufgeführt wurde. 3 Stunden später – an Schlaf war nicht mehr zu denken – ist das Ganze doch schon vorbei und mein Auto wieder das Einzige auf dem jetzt verwaisten Kirchenparkplatz. Schnell weg. Bled und Pfarrhaus – ihr seht mich sicher nicht wieder; den Bleder See allerdings werde ich für einen mehr als kurzen Fotostop aber bestimmt noch einmal in eine Tour einbauen.

 

Gemäß dem Spruch, wer früher aufbricht, kommt früher an, bin ich nach kaum einer Stunde Fahrzeit bereits in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana angekommen. Ich sollte es salopper formulieren und schreiben: …als erster und offensichtlich bis dato einziger Gast…angekommen. Ostersonntag und der einigermaßen frühen Uhrzeit sei Dank. Ich bummele durch leere Gassen, genieße eine verwaiste Drachenbrücke, bin der einzige Mensch auf dem Rathausplatz und habe eigentlich jeden erdenklichen Ort des alten Zentrums für mich. Etwas merkwürdig dafür aber umso einmaliger. Fazit: geniales kleines Städtchen, in dem sich bestimmt ein komplettes Wochenende oder gar ein mehrtätiger Städtetrip mit viel genießen und entspannen verbinden lässt. Jeder der hier noch nicht war, sollte sich das schnellst möglich auf die oft zitierte Bucketlist setzen.

 

Dann ist es „endlich“ 11 Uhr und die kleinen Flußboot-Betriebe öffnen ihre Pforten – auch hier bin ich lustigerweise offenbar der Einzige, der sich (aktuell) für solche eine Rundtour begeistern kann. Der Kapitän und ich, bilden die gesamte Besatzung des Bootes. Haha, herrlich. Leider muss ich aufgrund dieser Tatsache den Frust des Steuermannes ausbaden, denn ein Gast an Bord scheint einer Erklärung der uferseitigen Sehenswürdigkeiten nicht würdig. Sei es drum, kucke ich halt mehr, anstatt zu hören.

Mit dem Anlanden des Bootes und der Tatsache, dass ich exakt 40m davon entfernt in der Früh einen Parkplatz gefunden habe, verlasse ich nicht nur das Boot, sondern auch die Hauptstadt. Das Wetter ist mttlw. wieder zum niederknien und wie aus dem Schönwetter-Lehrbuch – ich will aufs Bike. Dafür heißt es aber noch einige Kilometer hinter sich zu bringen.

 

Weiter geht es hier mit Teil 3 – JAMNICA.

2 Gedanken zu “BLED – LJUBLJANA

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