Jaja, keine Angst du hast schon richtig gelesen… Wenige Minuten von Innsbruck entfernt, im beschaulichen Mutters, ist der bereits seit dem Herbst 2016 existierende Bikepark Innsbruck beheimatet. Und obwohl hier seit nun mehr 3 Jahren, ein Stop der internationalen Mountainbike Elite unter dem Titel Crankworx, ihren Halt macht, ist es für viele immer wieder bzw. noch verwunderlich, dass dort tatsächlich auch ein Bikepark auf seine täglichen Besucher wartet.
Wobei ich mir dabei direkt selbst an die Nase fassen kann, denn auch ich habe es erst vergangene Woche zu einem Besuch in Tirols Schmuckkästchen geschafft – warum der Bikepark Innsbruck bis dato einfach nicht auf meinem Radar erschien bzw. sich nie in meinem Kopf verankert hat? Achselzucken ist die Antwort.
Egal, jetzt bin ich ja da. An der Talstation der Mutterer Almbahn – Parkplätze sind reichlich vorhanden – löse ich mir für 29€ ein 4 Stunden Ticket und schiebe mein Bike bei strahlendem Sonnenschein in die Gondel. Nachdem Ausstieg an der Bergbahn hat man 2 Einstiegsmöglichkeiten in die Trails, links neben dem Gasthof beginnt „The First One“ und rechts daneben – ein paar Meter auf der Mountaincart-Strecke hinab – beginnt ein (ich glaube aktuell) namenloser Flow-Trail. Da ich den namenlosen Trail erst später durch Zufall entdecken sollte, starte ich mit dem „First One“ und rolle gemütlich in das ausgeschriebene „Familienabenteuer“. Nach nur wenigen Metern bin ich doch etwas baff erstaunt, die beiden Wallrides sind relativ giftig, die Strecke generell überraschend sportlich und Wurzeln mit dem Ausmaß „Oberarm“ stellen sich einem zornig in den Weg – ein Familienabenteuer hatte ich irgendwie anders, einfacher oder zumindest weniger ruppig erwartet. Aber jede Familie tickt eben anders.
Nachdem ersten Abschnitt ändere ich daher ein wenig mein Mindset von „gemütlich durchrollen“ auf „Augen auf, beim Gerumpel“, packe den Lenker etwas fester und drücke mich satter in die Flatpedals. Die Strecke wird etwas flacher, bleibt aber genauso „oldschoolig“ (Wurzelteppiche, Felsblöcke usw.), dank einer etwas ernsthafteren Fahrweise, ziehen sich als bald meine Mundwinkel nach oben. Jawohl, endlich mal wieder ein Trail, bei dem es ordentlich rumpelt, man an seiner Linien-Auswahl feilen kann/muss und bei jeder Wiederholungsfahrt Segmente mal besser (mal schlechter) erwischt und somit echter Flow – trotz aller Unebenheiten – aufkommt. Endlich mal keine plattgebügelte Bikepark-Autobahn. Danke Innsbruck.
Auf ungefähr der Höhe der Mittelstation ist dann allerdings Schluß mit dem Gerumpel und dem daraus resultierenden (echten Mountainbike-)Fahrspaß, denn hier mündet der Trail auf „The Chainless One„. Eine weitere Version der schier zahllosen Flow-Autobahnen, die den Einzug in alle europäischen Bikeparks genommen haben. Nichtsdestotrotz macht das Durchballern des Trails mit offenen Bremsen – soweit möglich – einen Riesenspaß.
Einmal muss man sich dann noch entscheiden, welchen finalen Weg man zurück zur Talstation wählt, bleibt man auf dem „Chainless One“ oder wechselt man auf den noch harmloseren „Simple One“ oder fasst man sich ein Herz und rollt in den (tief)schwarzen Crankworx-Downhill-Trail namens „The Straight One“. In Runde eins entscheide ich mich noch für die „Chainless“-Variante, aus Gründen der Langeweile, war dass dann aber das einzige Mal, dass ich von links nach rechts und zurück gesurfed bin – ab dann fiel meine Wahl auf die DH-Strecke.
Und die hat es dann auch definitiv in sich.
Hier gilt wie immer – siehe bspw. auch den Whistler Bikepark Beitrag – anzumerken, dass Geschmäcker, Fahrverhalten- und können absolut unterschiedlich sind und ich hier nur meine Version wiedergebe.
Die – nennen wir es mal – Besichtigungsfahrt des „Straight One“ ist mehr oder minder ein kurzes rollen lassen, bremsen, absteigen, „Schlüsselstelle“ begutachten, Linie finden, abwägen ob und vor allem wie fahrbar usw. usf. Die nächste Runde ist dann eine etwas flüssigere Fahrt mit weniger Stops aber wahrscheinlich immer noch genügend Schneckentempo, um sich an das doch zum Teil ordentliche Gefälle, die Features wie Freefall, The Wall usw. zu gewöhnen. Während dieser Fahrt muss ich doch ein wenig Schmunzeln, denke ich doch hier direkt an das Credo eines jeden kanadischen Bikeparks, dass auf unzähligen Schilder dort kommuniziert wird: „First Preride, followed by Reride and then Freeride“. #safetyfirst.
Zugegebenermaßen, dass mit dem (wirklichen) Freeride wird eher weniger was, da ich einfach kein reiner Downhiller bin und meinen Kopf nicht oft genug „ausschalten“ kann, was sich daran zeigt, dass ich ab und an etwas zuuuuu viel meine beiden Zeigefinger abknicke – zu deutsch bremse – und somit Schwung, Momentum und Speed verliere. Aber sei es drum, was eine geile Strecke und was ein geniales Gefühl, wenn man plötzlich (mal) eine schwierige Stelle schneller als zuvor durchrollt, eine neue Linie testet und den ein oder anderen Sprung – mit Erfolg – einbaut.
Nach Run 5 oder 6 merke ich langsam, dass die Arme (eigentlich der ganze Körper) müde ist/wird und auch die Konzentration nachlässt, um das Gefühl zu unterstreichen, bekomme ich noch einen Wink mit dem Zaunpfahl: oh Wurzel – oh zu spät – oh loser Untergrund. Und schon segele ich über den Lenker und liege neben bzw. vor meinem Bike. Halb so wild, nix passiert, dennoch ein deutliches Zeichen – nach 3.5 Stunden, schenke ich die letzten 30 Minuten her und lasse es für heute gut sein. Ich rolle gemächlich die letzten paar Trailmeter hinab, nehme am Auto den Fullface Helm ab und Blicke in der Spiegelung des Autofensters in ein verschwitztes aber glückliches Gesicht des „alten Mannes“. Grandioser Tag.
Ich schließe ganz österreichisch:
I will be back.
R.
Ps.: Der Bikepark Innsbruck besteht aus einem 2ten Teil – abseits der Mutterer Alm – in dem nur wenige Autominuten entfernten Götzens warten 2 weitere Strecken auf alle Gravity-Liebhaber. Testfahrt erfolgt asap bzw. im Sommer 2020 – da dort (noch) keine Bergbahn verkehrt.
PPs.: wer ein Fazit zu dem „namenlosen“ Trail neben der Mountaincart-Strecke vermisst, äh ja, was soll ich sagen: Flow-Autobahn auf Waldboden, mit zwei schönen Scrub-Möglichkeiten (wer es kann) und einem ganz netten „Sprung“… ich persönliche tendiere dazu doch am Gasthof „links“ zu starten!