NOT 2 BAD

Endlich wieder vor der Glotze hocken… Jaja, richtig gelesen, solche Momente gibt es bei mir auch – und zwar immer dann, wenn auf den diversesten Online-Plattformen dieser Welt wieder der eine oder andere „Sportdokumentarfilm“ veröffentlicht wird.

Mitte Juli war es endlich so und der Nachfolger von NOT BAD namens NOT2BAD fand seinen Weg in die europäischen On-Demand-Stores, voller Vorfreude drückte ich auf „Jetzt herunterladen“ und war gespannt, was mich wohl erwarten würde.

Da das Konzept von NOT BAD –sozusagen dem ersten Teil – auch für den zweiten Teil beibehalten werden sollte, wusste ich als der geneigte Zuschauer bereits im Vorfeld, worauf er sich einzustellen hatte. Das TREK C3 Team macht für einen kurzweiligen 30 Minüter an einem Ort auf der Welt Halt, hat dort jede Menge Spaß und lässt die MTB-Action nicht zu kurz kommen. Obendrein ist die Produktionsfirma Anthill Films für seine Kreativität und Einfälle berühmt berüchtigt – und dabei sprechen wir vom einzigartigen Intro bis hin zur Kameraführung. Wann kann ich denn jetzt endlich auf PLAY drücken

Ah, es geht los…

Im Intro werden alle Protagonisten mit Hilfe einer für den Durchschnitts-Mountainbiker doch eher untypischen Sportart vorgestellt und mir persönlich fallen zwei Dinge spontan auf, wieso fehlt einer meiner Lieblingsfahrer (Rene Wildhaber) und welche Rolle spielt die lebende BMX-Legende Ruben Alcantara in dem Film?

Die Frage nach dem Schweizer bleibt bis zum Ende hin bestehen und leider offen, dass Ruben der Host des ganzen Filmes ist, erklärt zum einen seinen Auftritt, obendrein spielt aber NOT2BAD diesmal ausschließlich in Spanien rundum die Stadt Malaga, welche wiederum Rubens Geburtsstätte ist. Zufall? Nein, eher: Rätsel gelöst.

Aber jetzt zum Film-Schnell-Recap; angefangen wird im Manier der guten alten Snowboard-Movies aus den 90ger Jahren, es werden zunächst mal ein paar Roller zu Schrott gefahren, bevor man sich gesammelt im Train einen traumhaften Trail mit den Bigbikes hinabstürzt – wer bis dahin (immer noch) denken sollte, dass Leute wie Semenuk und Rheeder nicht bergab fahren können… just watch. Die Krone setzt dem Ganzen aber der Neuzugang im Hause Trek auf, Gee Atherton bläst einen „loose grip“ Felstrail mit Mach3 hinunter.

Danach wird es sprunglastiger – was angesichts der Teamfahrer und somit gefeatured’n Rider keine wirkliche Überraschung ist. Ruben zeigt, dass er noch lange nicht zum alten Eisen auf den kleinen Rädern gehört und macht vor, wie man verlassende Altbauten vor dem Abriss richtig nützen kann. Es wird gewallridet, von Terassen und Balkonen gesprungen was das Zeug hält – und zum Glück stehen hinter der Abrissbude ja noch eine perfekt geshapete und nicht allzu kleine Kicker- Hip-Jump-Combo-Line, die es in sich hat. Hier hat Ryan Howard seinen großen Moment.

Danach versucht Andrew Shandro – wie schon in NOT BAD – die Leute zu einer morgendlichen Enduro-Tour aus den Federn zu kriegen. Vergeblich. So zieht Andrew alleine los und strampelt sich die spanischen Berge hinauf zu einem – aus meiner Sicht –  fantastischen Trail und überhaupt einem grandiosen Part. Aber seht selbst, denn diese Minuten gibt es im Internet in höchster Qualität kostenfrei.
Selten wurde tatsächlicher Fahrspaß filmisch so gut transportiert und deutlich gemacht; wer stellt da schon die Frage, woher alle die Leute kamen, wenn Mr. Frühaufsteher doch alleine losgezogen ist? Eine weitere erfreuliche Tatsache an diesem Part ist, dass Rachel Atherton und Casey Brown hier nicht als netter weiblicher Sidekick fungieren, sondern wirklich eindrucksvoll unter Beweis stellen, girls could ride too!

Es folgt, ein Betriebsausflug der ganzen Belegschaft in das Mekka der Dirtjumper, La Poma Bikepark in der Nähe von Barcelona – der Park gilt übrigens als der Platz, an dem quasi Andreu Lacondeguy das Licht der Welt erblickte; was den ein oder anderen jetzt schon auf die Distanz der Sprünge schließen lässt. Für alle anderen: es ist GROSS!

Eine wilde Mischung aus allerlei Blödsinn, Streichen, Street- und Skatepark-Sessions – holy sh**t Ruben im Bowl – bilden den Übergang zu einem weiteren (typisch spanischem???) Garten, in dem eine unfassbare Kickerline mit einer Art Quarter steht. Langsam überlege ich mir, ob nicht ein Spanien-Trip angebrachter wäre, als meine eigentliche Herbstplanung. In diesem Backyard-Segment macht mir übrigens Cam McCaul sehr viel Spaß, ich mag den „alten Mann“ einfach.

Airtime abgehakt, es wird wieder radgefahren – Vollschub auf einem kleinen flachabfallenden Trail, vorbei an einem Rotwein trinkenden Pärchen, bestehend aus Semenuk und McCaul, direkt auf einen Riesen-Absprunghügel zu. Okay, dass mit der Airtime muss ich wieder streichen. Es wird nochmal geflogen und getrickst, was Mensch und Fahrrad hergeben.

Dann sind knappe 30 min. auch schon wieder rum, es folgt ein mit 5-6 Minuten relativ langer Abspann, der aus Outtakes, erneutem Quatsch und jeder Menge alternativer Kamerawinkel von bereits gesehen Szenen besteht. Langeweile? Fehlanzeige.

Fazit:
Ein aus meiner Sicht äußerst gelungenes Gesamtwerk, hier die Faktoren: Filmerisch ist es gewohnte Anthill-Qualität, großartige Locations lassen trotz des hohen Dirtjump-Faktors keine Langeweile aufkommen, spitzenmässiger Soundtrack , und ein wie zu erwartendes hochkarätiges Fahrerfeld machen endlich mal wieder so richtig Lust auf Radfahren UND Radfilm kucken.

Was macht den Film besonders oder anders, habe ich mich gefragt, denn in letzter Zeit, wussten Bike-Filme eher zu enttäuschen, als zu begeistern. Hmmm, es gibt um ehrlich zu sein in NOT2BAD keinen großartigen neuen Wowser-Trick zu bestaunen, obendrein ist jetzt auch keine absolute Verrücktheit dabei oder ein neues Wunderkind an den Bikehimmel gezaubert worden.
Ich glaube der Zauber des Films besteht aus dem Learning, dass wir Fans eigentlich satt sind. Dank des Internets werden wir tagein tagaus mit Webisodes, Mini-Clips und 28 unterschiedlichen Trailer zu jedem Film versorgt bzw. einfach überfüttert. Im Umkehrschluß bedeuten diese täglichen 2 min. Spaß aber auch, dass ich am Tag des Film-Releases bereits von 40 Minuten Laufzeit, 26 min. in Kleinsthäppchen bereits serviert bekommen habe und die Enttäuschung über die verbleibenden 14 min. ungesehenes Bewegtbild dann groß ist. Hier hat NOT2BAD einen völlig neuen Weg gewählt und nahezu keinerlei Materialien im Vorfeld geteilt, sondern mit etwas anderen Trailern und ähnlichen gearteten Social Media Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Was zum damaligen Zeitpunkt Kopfschütteln hinterließ, zahlt sich jetzt in voller Bandbreite aus – Spaß und Freude am Film pur. Chapeau! & Danke. 

 

So, und jetzt holt euch den Film, denn danach heißt es: everybody is #allride.
R

 

 

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