Als ich meinen Artikel über Venedig mit den Worten „für heute reichts“ schloss, hatte ich mir noch keinerlei Gedanken über mein noch ausstehendes Abendessen gemacht und so zog ich nach dem Tippen des Artikels eben wieder Sneaker und Jacke an.
Ich verlasse mein Zimmer ohne konkretes Ziel, mit ein bisschen herumlaufen würde ich schon etwas Nettes finden, so meine Theorie. Was dann aber in Venedig geboten war, hätte ich mir so niemals zu träumen gewagt, denn es war absolut nichts mehr geboten. Scheinbar mussten mit dem Schlag der 20 Uhr Glocke alle Touristen von den Straßen und alle Einheimischen zurück in ihre jeweiligen Behausungen, denn im Freien befand sich niemand mehr. Bei dem Blick in diverse Lokalitäten stellte ich fest, diese waren alle zum Bersten gefüllt. Hier wurde Pizzen vertilgt und Rotwein flaschenweise in durstige Münder gekippt und die Straßen, ja die Straßen waren wie leergefegt.
Ich konnte es nicht glauben, es war keine Menschenseele mehr unterwegs – natürlich traf man hin und wieder 1 oder maximal 2 Leute, aber das war es. Der Markusplatz nahezu ein Schatten seiner selbst, die Hauptverbindungswege so verwaist wie Oliver Twist, Kanäle ohne Gondeln und die nichtvorhandene Geräuschkulisse ging gen Null.
Zu hören waren nur die eigenen Schritte.
Das war das Venedig, dass sich Kaiserin Sissi laut Fernsehfilm bei ihrer Ankunft geboten hatte, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass es sich mir in stockfinsterer Nacht präsentierte. Durchwegs gruselig aber um ein vielfaches faszinierender als tagsüber – wobei ich zugeben muss, für Zartbesaitete (oder Alleinreisende Mädchen/Frauen) würde ich das umherstreifen durch das nächtliche Venedig nicht empfehlen; denn wenn man jemand trifft, ist das zumeist eine eher wilde Gestalt und/oder alle Beteiligten erschrecken sich zutiefst (mehrfach geschehen!).
Auch wenn es geografisch überhaupt nicht passt, geschweige denn epochal, dennoch erwarte ich jeden Moment auf Jack the Ripper zu treffen; genau so muss sich das Londoner Eastend angefühlt haben; nur ohne Kanäle und Pizzaduft eben.
Ich ziehe immer größere Bahnen und verschwinde in die noch so kleinen Gassen, ab und an – das ist kein Witz – schaben meine beiden Schultern an den Hauswänden, so eng sind hier manche Gässlein. Die müden Füße sind längst vergessen; ich spiele heute Nacht Venedig durch!
Ein Glück, dass ich – nur zum Spaß – nochmal meine Kamera mitgenommen habe und, dass ich meine Nachtfotografie-Kenntnisse nach dem Island-Nordlicht-Desaster sofort aufgefrischt habe, sowas durfte mir nicht noch einmal passieren. Gut, richtige Profi-Arbeiten sind es dann mittlerweile noch immer nicht, aber dennoch: eine deutliche Steigerung ist zu sehen und einige der Bilder mag ich wirklich sehr:
Längst vergessen sind Nichtigkeiten wie Hunger oder Durst, oder gar der Blick auf die Uhr, ich irre völlig gefangen in der Magie des nächtlichen Venedigs durch die Gassen, quere Kanäle, schieße Bilder, helfe betrunkenen Engländern einen Ausweg aus dem tückischen Labyrinth der Gassen zu finden, verlaufe mich selbst 2x (ich!!!!), falle dank einer abrupten Sackgasse fast in den Canale Grande, shuttle mit dem Metro-Schiffchen in immer andere Ecken und bin völlig von den Socken: Venedig bei Nacht, ist das Beste, was ich seit langer Zeit gemacht habe.
Als ich gerade vor dem x-ten Fotomotiv niederknie und alle Einstellungen vornehme, reißt mich ein Glockenschlag aus der „Konzentration“, ich sehe auf die Uhr. Ungläubig stelle ich fest, dass es 2.15 Uhr ist.
Heilige Sch… wo ist die Zeit und vor allem mein Abendessen geblieben?
Hungrig und durstig summe ich mich gegen 3 Uhr früh in den Schlaf: „Oh what a night…“
R
Wieder so eine Sache wo ich nach dem Tages Venedig Bericht gesagt hätte „Ja genau!“ … Aber den Bildern nach zu urteilen eine absolute Wow muss ich machen Aktion! Wobei ja meine Theorie zu dem Ganzen ist das man die „Over Night Session“ im Sommer wenn es warm ist auch mal schön vergessen kann und die Vereinsamte Stadt der Jahreszeit zu Schulden ist.
Zu deinen Fotos, sehr gut Junge das wird! Es scheint mir nur bei ein 1-2 Bildern das der Bild stabi noch an war, den auf jedenfall immer aus! Aber alles im Allem Urmega! Sau stark!
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Da gebe ich dir schon recht, in der Hochsaison oder im Sommer wirst du da alles, nur nicht mutterseelenallein sein.
Bildstabi aus, ist notiert :))
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Die 5 Standard Sachen für eine Langzeitbelichtung damit es gut wird :
-Stativ
-Fernauslöser oder 2 Sek Auslöseverzögerung
– Bild Stabi aus
-ISO fest einstellen (hängt vom Modell ab) aber bei modernen Kameras sollte 800 passen
– Blende auf 10-16
Fertig!
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Haha, danke… Bis auf den Stabi kann ich sagen: check!!!
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