KLAGENFURT

Ostern steht vor der Tür und damit winken einige freie Tage, diese müssen – frei nach dem ehemals wandelnden Sprüchelexikons in Gestalt meines Opas – genützt werden, denn „dahoam steam d‘ Leid“. Recht hatte er.

Da weder Skifahren, noch biken oder klettern als Reiseoption in Frage kommen, ziehe ich den mir bereits bestens bekannten und mttlw. heißgeliebten Joker namens Roadtrip. Nur wo soll es hingehen? Der Einfachheit wähle ich Italien als großflächiges Ziel – mehr zu planen habe ich keine Zeit und um ehrlich zu sein auch keine Lust, ich fahre einfach mal aufs gerade Wohl und der Nase nach los. Wird schon gut werden.

Im letzten Moment drohte der Plan dann doch noch zu scheitern, wachte ich doch bereits am Dienstag morgen mit einer Erkältung aus dem Lehrbuch auf – schöner Mist. Nun denn, egal, Großeinkauf bei der Apotheke, nach der Arbeit immer rein in die Erkältungswanne und viel Schlaf, dass muss zum (aus-)kurieren reichen. Für mehr ist auch keine Zeit – und nicht fahren ist einfach keine Option. Ihr wisst ja, Stadtflucht-Syndrom!

Abfahrt, ich wackle am frühen Morgen zu der Sixt Stelle meines Vertrauens und muss über beide Ohren grinsen, wartet hier doch das „feuerrote Spielmobil“ (ein Mercedes Benz GLA) auf mich. Guter Start, denke ich mir und schieße auf die Autobahn während ich den Reiseplan überdenke.
Italien ist also das auserkorene Ziel, hmmm, aber über den Brenner ist es fad und über die Schweiz zu langwierig, ich beschließe in Richtung Salzburg und dann der Tauernautobahn folgend zu fahren und dort wo ich keine Lust mehr habe, bleibe ich dann einfach eine Nacht.

Bei Salzburg verlasse ich kurzzeitig die Autobahn, um nach Anif zu fahren. Nie gehört? Ich bis vor zwei Wochen auch nicht, dann aber musste ich in der Serie „Die Alpen von oben“ lernen, dass bei Anif das einzige Wasserschloss Österreichs steht. Selbiges war obendrein noch eine der Lieblingssommerresidenzen von König Ludwig – Hallo? Wieso weiß ich als bekennender „Ludwig-Fan“ nichts davon?

In Anif versuche ich verzweifelt und erfolglos eine Zufahrt in Richtung des Schlosses zu finden, schließlich halte ich beim Schlosswirt und stapfe im Morast und Schlamm los. Zutritt verboten hier, Weitergehen untersagt dort. Eisentore, Basketball-Spieler-große Hecken und riesige Bäume versperren mir die Sicht und den Weg. Sackgasse. Knurrend drehe ich um; gehe ich eben andersherum. Gleiches Bild nur noch aussichtsloser, denn eine ca. 2.5 m hohe Mauer versperrt jeglichen Sichtkontakt mit oder zu dem Schloss. Jetzt wird mir auch klar, warum noch nie jemand etwas von Schloss Anif gehört hat – niemand weiß, dass es da ist. An einer Stelle, an der ich meine Hände mit der Kamera mit Müh und Not über die Mauer halten kann, drücke ich ab. Ach kuck, da ist das Schloss ja – eigentlich schon schön. Schade, dass es so dermassen unzugänglich und nicht sichtbar für die Außenwelt gehalten wird. Zu guter Letzt werde ich auch noch vom Parkplatz vertrieben, denn wenn ich kein Gast sei, solle ich mich gefälligst ver…..en brüllte der Bedienstete des Schlosswirtes; herzallerliebst diese Anfier; auf nimmer Wiedersehen.

Ab geht es mit vollem Schub – also 130 kmh, wir sind in Österreich – auf die Autobahn Richtung Villach, auf Höhe des Wörthersee merke ich, dass ich doch einigermassen angeschlagen und kaputt bin, kein Problem, ich fahre von der Autobahn ab, cruise am See entlang und halte nach Unterkunftsmöglichkeiten Ausschau. Letztendlich fällt meine Wahl auf das Seepark Hotel am Stadtrand von Klagenfurt und in Steinwurfweite zum Seeufer. Perfekt.

Beim einchecken, frage ich die beiden Mädels an der Rezeption, was ich denn in Klagenfurt unbedingt gesehen oder erlebt haben müsse? Ich starre in 4 ungläubige und leere Augen, darauf folgt ein Achselzucken, sowie ein Kopfschütteln und die ehrliche Antwort „mei, hier gibts eigentlich nix“. Der Tipp einfach mal ins Zentrum zu fahren und etwas durch die Altstadt zu laufen ist dann zwar kein richtiger Geheimtipp, aber dennoch genau das, was ich im Anschluß mache. Was soll ich sagen, die beiden Hotelfachfrauen hatten mir weder zu viel noch zu wenig versprochen, ein bisschen durch die Altstadt schlendern, den Lindwurmbrunnen begutachten, die City-Arkaden durchqueren, ein Kaffee-und Kuchenbreak einlegen und zack, man ist durch mit Klagenfurt.

Außer man hat einen unheimlichen Faible für Ostern und all seinen kommerziellen Brauchtümern, dann ist man hier goldrichtig. An jeder – und ich meine jeder – Ecke, gibt es Schoko- Ton- Glas- Plüsch- Holzosterhasen zu kaufen, Osterei-Ausstellung reiht sich an Osterei-Ausstellung, jeder namhafte oder auch noch so kleine Bäcker der Stadt hat einen „Ostersonderaktionsstand“ aufgebaut, Kinder können zum Schminken abgegeben werden, Erwachsene werden freiwillig oder unfreiwillig mit Hasenohren verziert und und und. Ich denke wirklich, in Klagenfurt wurde höchstwahrscheinlich Ostern – im Hasen und Eier-Sinne – erfunden. Unglaublich.

Abschließend will ich mit meinem persönlichen Fazit niemandem Unrecht tun und Klagenfurt ist ein wirkliches kleines nettes Städtchen, aber extra hier her fahren? Mehrtägigen Urlaub in der Landeshauptstadt Kärntens machen? Nein, ich glaube nicht! Allerdings gibt es eine mögliche Erklärung bzw. einen nötigen Widerruf meiner Aussage. Fiel mir doch bereits in der hiesigen Umgebung und in der Stadt selbst auf, dass nahezu jedes zweite Hotel, Restaurant oder Café geschlossen hat – es ist einfach noch sehr (sehr) früh in der Saison – hier kommt man eigentlich (dank des Sees) erst im Sommer her. Lesson learned. 

Ich fahre zurück zum Hotel, spaziere bei mttlw. bestem Wetter und 12° am Seeufer noch ein Weilchen auf und ab, bevor ich mich in meinem Zimmer in den Bademantel werfe. Ich weiß, bei Erkältung ist Sauna gar keine gute Idee, aber ich kann unmöglich in einem Spa-Hotel absteigen, ohne einen Blick in die 900qm große Relax-Landschaft geworfen zu haben.

10 Minuten Dampfbad, 2 Tassen Ingwertee und einen fast fertigen Blog-Eintrag später, trolle ich mich dann final auf mein Zimmer. Das bestellte Club-Sandwich sollte in ca. 15 min bei mir eintreffen, bis dahin tippe ich die restlichen Zeilen fertig und ergoogle mir den Weg zum meinem vorherigen Seeufergeistesblitz.

Selbiger lautete: Wasser – Bootshütten = nächster Halt: Venedig. 

Morgens geht es los.
R

Ps: Ich kann das gewählte Hotel nahezu uneingeschränkt empfehlen, drücke euch aber die Daumen, dass ihr das Internet niemals brauchen werdet…falls doch: Ihr seid verloren!

2 Gedanken zu “KLAGENFURT

  1. Unfassbar guter Spruch schon wieder von deinem Opa! … ich ergänze hierzu ein rollender Stein setzt kein Moos an 🙂 …
    Aber was dich und deine Rennrakete aus Sindelfingen hat nach Klagenfurt rollen lassen fragen sich glaube alle. Man hätte auch eine Ausflug nach Bielefeld West ins Auge fassen können. Aber am Schluss muß man einfach mal festhalten du warst schon da und wir nicht! Also abhaken und bei weltmännischen Gesprächen an der Bar locker fallen „Also damals in Klagenfurt… “

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    1. Alle Wege führen nach Italien (in welchem bekanntermaßen ja auch Rom liegt), daher war der Gedankengang recht einfach: Nicht schon wieder Brenner, Bozen, Gardasee usw. denn ein bisschen ist ja auch der Weg das Ziel.

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