BRÜNNSTEIN

Mit seinen 1.634m liefert der Brünnstein jetzt auf den ersten Blick nicht unbedingt ein beeindruckendes Stück alpiner Berggeschichte; für mich bedeutet dieser „Hügel“ in den bayrischen Voralpen dennoch eine Menge.

In längst vergangen Tagen, tatschten meine Kinderhände wohl im Alter von 5 oder 6 Jahren zum ersten Mal gegen das eiserne Gipfelkreuz gegenüber der kleinen Kapelle; ein Ritual das ich auch bis zum heutigen Tag bis auf wenige Ausnahmen beibehalten habe.

Was mit Wander-/Bergtouren unter elternlicher Aufsicht begann, wurde zum Anstifter zahlreicher Wiederholungstaten und ich kann mit Fug und Recht behaupten, der Brünnstein zählt zu einem „meiner 3 Berge“. Die anderen beiden Erhebungen sind die Rotwand, sowie die Brecherspitz im benachbarten Spitzingseegebiet. Auf keinerlei Bergen war ich öfter zu Gast, als auf diesen Top3 meiner persönlichen Bergwertung. Bei welcher es übrigens weder um die sportliche Herausforderung, noch eine etwaige Schwierigkeit des Auf- oder Abstiegs geht – hierbei zählen eher die erlebten Dinge, die Personen mit denen man die Touren begangen hat, die genossenen und geteilten Ausblicke etc. Eben diese viel gerühmten und immer wieder in der Werbung heraufbeschworenen „Genussmomente“. Ja, es gibt sie wirklich.

So dienten der Brünnstein und seine beiden Top-3-Kollegen oft als Vorzeige- oder Geh-doch-auch-mal-in-die-Berge-Tour, auf keinerlei anderen Gipfeln meiner Heimat stand ich mit mehr Menschen aus meinem Freundeskreis, als auf diesen dreien. Und hier lege ich die Hand ins Feuer für jeden, der mich auf einer dieser Touren begleitet hat, er/sie/alle haben diesen einen Tag, diesen Berg, diese Tour, diesen Moment geliebt. Gut, wiederholt haben es vielleicht die Wenigsten – aber an diesem einen einzigen Tag, waren auch sie Bergmenschen durch und durch.

Der Brünnstein selbst hat aber auch mir immer wieder neue Geschichten und Erlebnisse serviert, so habe ich hier oft mit Anni auf der Terasse ihrer Alm gesessen und ihren Geschichten gelauscht, der Bergwacht bei der – leider realen – Bergung einer Verletzten geholfen, mit meinem besten Kumpel Phil eine irre „Sprint-Begehung“ hingelegt, regungslose Minuten mit der Beobachtung von Gemsenherden zugebracht, Panoramen in mich eingesogen und in der Hoffnung Bär Bruno zu sehen, mit Argwohn und Fernglas bewaffnet durchs Unterholz geschlichen. All das ist aber nur ein Bruchteil, was ich an „Geschichten aus den Bergen“ erzählen könnte.

Ein weiterer Grund für die zahllosen Wiederholungen, sowie Entführungen vieler Freunde in die Bergwelt des Sudelfeld-Gebietes, ist die Tatsache, dass man NOCH halbwegs alleine und ungestört auf den Pfaden zum Brünnstein emporsteigt. Das mag zum einen, an der relativen Abgelegenheit des Waldparkplatzes liegen, zum anderen an dem (vermeintlichen) Klettersteig auf den Gipfel, oder aus irgendeinem anderen Grund – letztendlich ist mir selbiger auch egal, solange sich die wanderwütigen Massen auf bekanntere Touristenmagneten jenseits der 1.000m Marke fokusieren.

Leben bedeutet erleben
R

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