Münchner Hausberge, bayrischer Alpenraum und die meisten grenznahen Berge Tirols haben schon einen „Bestiegen“-Haken in meinem Gipfel- und Tourenbuch. Warum hinter dem höchsten Berg Deutschlands, der noch dazu fast vor der Haustür liegt, kein Haken zu finden ist, ist eine gute und berechtigte Frage. Das muss sich ändern, Zugspitze ich komme.
Im Frühtau zu Berge ging es endlich los in Richtung Garmisch, Tiroler Landesgrenze und letztendlich zur Talstation der Ehrwalder Almbahnen. Ich hatte mich für einen „einfachen“ Aufstieg auf die Zugspitze entschieden, da ich die beiden Varianten durch entweder den Hölltalanger oder über den Jubiläumsgrad ungern allein machen wollte; aus diesem Grund fiel die Wahl eben auf den Aufstieg übers „Gatterl“.
Aufgrund einer Autobahnsperrung und dem daraus resultierenden Umweg, startete ich reichlich spät gegen 8:45 Uhr am Parkplatz der Ehrwalder Almbahn. Von dort folgt man auf Teer- und Forststraßen dem Wegverlauf relativ unspektakulär bis zur Ehrwalder Hütte. Wem dies zu eintönig und öde ist, der kann sich hier auch von den Almbahnen befördern lassen und hat somit einen etwas sanfteren Einstieg in die Tour.
Von der Ehrwalder Hütte / der Bergstation aus, geht es nun auf einer gemächlich ansteigenden Forststraße in Richtung Pestkapelle, kurz vor selbiger biegt man aber links auf den Max-Klotz-Steig Richtung Hochfeldner Alm ab. Über Almwiesen führt der kleine Pfad, mal durch Latschen, mal über offene Weiden bis hin zum Feldernjöchl auf 2041m Höhe. Herrliche Ausblicke sind dabei garantiert – das umdrehen nicht vergessen und auch mal hinter sich blicken. Ebenso ist hier ein perfekter Punkt, um die geschützten Weiden mit dem Fernglas nach Gämsen abzusuchen.
Nun geht es zunächst etwas hinab, man quert einige Geröllfelder, um schließlich eine kleine steile aber gesicherte Steig-artige Passage hinauf zum „Gatterl“ zu passieren. Hier erfährt man dann spätestens, warum das Gatterl Gatterl heißt, trennt doch nur ein schlichtes kleines Eisentörchen Österreich von Deutschland. Ein Gatterl eben.
Im Quergang mit kleinen aber nicht weiter nennenswerten Auf- und Abs geht man vorbei an einem Marterl, einer Diensthütte und zahllosen Steinmännchen, direkt auf die bewirtschaftete Knorr-Hütte zu. Einkehr, Kaffee oder Verschnaufpause mit Ausblick, alles möglich und bestenfalls auch zu nutzen; denn ab jetzt wird die Tour lang und anstrengend.
Ich ließ die Hütte allerdings ungeachtet hinter mir und stieg über zumeist mit Stangen markierten Wegen über die Gerölltrampelpfade und gelegentlichen Schneefelder weiter auf bis man ungefähr die Höhe des SonnAlpin erreicht.
Ab diesem Zeitpunkt sollte für weniger Bergerfahrene, Familien mit Kindern, ängstlichen oder älteren Personen Schluss sein – die restlichen Meter bis zum Gipfel kann man hier ohne Scham und Anstrengung mit der Gondel überwinden. Für alle anderen heißt es, ab jetzt wird es hässlich – zumindest bis man den Felsensteig erreicht hat – geht des doch nun in einen sehr steilen losen Geröllhang, in dem man sich vorbei an der Forschungsstation Schneefernerhaus nach oben kämpfen muss. Jeder Schritt vorwärts bedeutet hier 30cm zurückrutschen, konstant purzelnde lose Steine und eigentlich nie einen schönen festen Tritt finden. Ermüdend und nervig zugleich.
Aber auch das geht vorbei; ab dann heißt es genießen, in einem gesicherten Steig geht es die letzten 200hm zum Teil über einen Grad, sowie der Ausstiegsstelle aus dem Hölltalanger zum Gipfel bzw. zum Gipfelplateau der Zugspitze. Dort heißt es schnell sein und die Flucht vor dem Tourismus zu ergreifen.
Mit der Gondel gehts es hinab zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn, von dort fährt ein Shuttlebus zurück zu den Ehrwalder Almbahnen. Meine Version, diese 6km Strecke auf normalen Fahrstraßen zurückzulatschen, kann ich niemandem empfehlen. Bus verpasst? Rein in die Wirtschaft und warten; oben auf dem Gipfel hatte man ja dank des Massentourismus eh keine Zeit zu rasten.
Fazit: Sensationelle Tour und mir stellt sich wirklich die Frage, warum die Zugspitze so lange auf ihren „Bestiegen“-Haken in meinem Büchlein warten musste.
Fakten
Route:
Ehrwalder Almbahn – Ehrwalder Hütte – Max-Klotz-Steig – Hochfeldner Alm – Gatterl – Knorr-Hütte – SonnAlpin – Geröllfeld/Steig – Gipfel
Gehzeit (offiziell):
6-8 Std.
Strecke:
ca. 10 km
Notwendig:
Bergschuhe, Trittsicherheit, Wasser, Riegel, Jacke, Kopfbedeckung, Erste-Hilfe-Set
Gut zu wissen:
Gatterl-Ticket (erhältlich an der Ehrwalder Almbahn) inkludiert sämtliche Beförderungsoptionen auf der Tour
Kinder:
Bis SonnAlpin durchaus für Familien mit bergerfahrenen Kindern machbar
perueckenjunge-Spezial:
Ich habe für die Tour – gerechnet Parkplatz bis Gipfel – 3:52 Std. gebraucht und war damit äußerst flott unterwegs. Habe aber auch keinerlei Pausen, Einkehrstopps etc. gemacht. Lediglich einer älteren gestürzten Frau habe ich wieder auf die Beine geholfen und den Ellbogen verbunden; manche Dinge sind nun mal wichtiger als die persönliche Topzeit. Wer meine Zeit allerdings mit Beweis unterbietet, darf sich auf eine all-u-can-Schnitzel oder all-u-can-Eis Einladung meinerseits freuen.
ABER bitte bedenkt immer, jeder nur so, wie er kann. Ein Berg ist in erster Linie nicht für einen Wettlauf da.
Wir trainieren schon mal für all-u-can Schnitzel………………………………! ;-))))
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