REH IN PEACE

Folgendes schrieb ich nach meiner ersten Nacht in Kanada:

Aufstehen, anziehen, auschecken und in DEN Stadtpark von Vancouver, den Stanley Park fahren. Dort lockere 7.5 Kilometer laufen gewesen, gefühlte 2 davon nicht alleine, denn da trabte auf dem Weg!!! ein Reh neben mir her. Solch ein Laufpartner war mir zum einen neu, zum anderen fühlte sich das auch wirklich arg komisch an…

Hätte ich nur da schon gewusst, was ich seid gerade eben aus dem Fernsehen weiß. Ich bin quasi mit einer Berühmtheit der Stadt Vancouver beim Laufen gewesen, das sogenannte Downtown Deer ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und verfügt sogar über einen „eigenen“ Twitterkanal.

Der noch junge Rehbock ist vor ca. 1,5 Jahren vom Northshore durch die Bay oder das Hafenbecken von Vancouver geschwommen, um dann mit letzter Kraft an den Ufern des o.g. Stanley-Park an Land zu gehen. Da er dort niemanden fand, der sich für gemeinsame Reh-Aktivitäten, spielen oder ähnlichem mit ihm begeistern konnte. Verzichtete er offensichtlich auf die Gesellschaft von Wildgänsen, Hasen und Bibern, die es dort zu Hauf gibt und wandte sich den Menschen zu. Ohne Scheu tollte er mit ihnen durch den Park, ja sogar Ausflüge nach Downtown, auf diverse Verkehrskreuzungen, zu Mc Donald’s oder zur olympischen Fackel gehörten zu seinem Programm.

Die Bürger von Vancouver waren gespaltener Meinung; klar, Fan des Downtown Deers waren sie alle, die einen aber fuhren exzessiv in den Park um mit dem Reh zu „spielen“, verrückte Fotos zu schießen und viel schlimmer es zu füttern. Die Anderen wiederum reichten Petition um Petition bei der Stadt ein, damit man das Reh doch bitte wieder zurück an den Northshore bringen möge. Eben in den Lebensraum, in den das Tier nun einfach mal gehöre – mögen die Fotos mit ihm zusammen auch noch so lustig und kurios sein.

Die Stadt Vancouver schob diese „Umsiedlung“ aber – mglw. aus Kostengründen, mglw. aber aus Aufwandsgründen – immer wieder auf, mit den Worten „Irgendwann, wird er schon merken, dass er hier keine anderen Rehe finden wird. Spätestens, wenn er sein geschlechtsreifes Alter erreicht hat, wird er sich wieder auf den Weg zurück machen“.

Aus diesem „irgendwann“ wird nun leider nichts mehr werden, den gestern Abend ist das Downtown Deer einem – wie sollte es anders sein – asiatischem Reisebus zum Opfern gefallen. Selbiger wollte seine Insassen für ein Dämmerungsfoto der Vancouver Skyline im Stanley Park absetzen, als ihm das Reh in den Fahrtweg lief.

Vancouver; Twitter, die Touristen und der Rest von Kanada trauern um den etwas anderen Vierbeiner aus ihrem Stadtpark.

Farewell Laufpartner
R

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