FAHRVERGNÜGEN

Das Autofahren in Kanada ist ähnlich spaßig, unstressig und relaxt wie im Land des nordamerikanischen Nachbarn. Obendrein ist man zumeist allein auf den Straßen, außer man nähert sich einem Tourismusknotenpunkt oder einer etwas größeren Stadt die über so etwas Verrücktes wie einen internationalen Flughafen verfügt. Dieses „alone on the road“-Feeling ist aber auch zwingend nötig, muss man sich doch ständig verbiegen, um jeden möglichen Blickwinkel auf diese unfassbare Weite des Landes zu bekommen. Kurzes Beispiel, ich bin auf einer Straße 162km durch die Berge und ein riesiges Waldgebiet gefahren – keine Dörfer, kein einziges Haus, kein Rastplatz, keine Tanke, nicht mal ein irgendwas. Bäume und grandiose Ausblicke auf die Bergwelt um einen herum – thats f***ing it.

Hier ein paar Verkehrs-Facts:

Das STOP-Schild
Der heilige Gral der Kanadier.  An einem STOP Schild wird angehalten und zwar wirklich angehalten, das kann stehen wo es will, es wird angehalten. Basta. Ob an einer belebten Verkehrskreuzung innerorts oder – Tatsache – mitten in der Prärie, in der alle vier Himmelsrichtungen auf ca. 3 km Entfernung einsehbar sind. Kein Auto weit und breit. Der Kanadier hält an.

Rechts-abbiegen
Das geht immer. Und mit immer, meine ich immer. Rote Ampel? Kein Problem, rechts abbiegen ist auf jeden Fall drin. Und das ist sogar gesetzlich so geregelt. Also vermeidet an roten Ampeln mit gesetztem Blinker angehupt zu werden. (Pffff, obwohl der Kanadier hupt nicht, dafür ist er viel zu verständnisvoll und freundlich)

Rechts-überholen
Apropos gesetzlich geregelt, auch das ist schwarz auf weiß für völlig okay erklärt worden. Anfangs äußerst ungewohnt, wenn man aus einem Land kommt, in dem selbiges Verhalten nahezu als Todsünde gehandelt wird. Sobald man aber verinnerlicht hat, dass man zum einen auf jeder erdenklichen Art und Weise überholen darf, tut man das auch. Zugleich sollte man sich aber auch den Blick nach rechts beim Spurwechsel angewöhnen – denn da hupt plötzlich sogar der Kanadier ganz aufgeregt.

Geschwindigkeit
Eine gemütliche Reisegeschwindigkeit, die noch dazu in Kilometer pro Stunde berechnet wird, pendelt sich zumeist bei zwischen 80 und 110 kmh ein – je nachdem, was man für eine „Straßenart“ (Highway/Freeway) befährt. Die nahezu unkontrollierten Tempo-Limits (keine Blitzer im ganzen Land!) werden aber bis auf ca. +10kmh von fast allen Verkehrsteilnehmern eingehalten; äußerst löblich. Sieht man mal von den völlig geisteskranken Truckern ab, die Einzigen die rasen, als gäbe es keinen Morgen mehr, sind die LKWs – und die geben es sich richtig. Aber warum auch nicht nicht, so ein Holz-Transporter, der mit 130kmh durch die Gegend bläst, hat ja wirklich einen äußerst sicheren und vor allem berechnenbaren Bremsweg. Damn idiots. Sorry.

Straßennetz
Der Weg von A nach B ist meist durch eine einzige Routenoption zu bewältigen, sprich man fährt entweder Straße X oder man lässt es eben. In seltenen Fällen hat man aber tatsächlich eine optionale Route zur Auswahl, die aber ungefähr so zu bewerten ist: von München nach Augsburg könnte man die direkte Autobahn nehmen, in der optionalen Route könnte man aber auch über Salzburg, Villach, Verona, Liechtenstein und Memmingen fahren… Mir so tatsächlich passiert, statt 2.40 Std. Fahrt, saß ich 5:35 Std. im Auto. Notiz an mich: super Idee.

Roadkills
Im Gegenzug zu amerikanischen Straßen, auf denen man sich ab und zu wirklich wie die Tier-Kadaver CSI fühlt, sieht man in Kanada nahezu keinen einzigen Roadkill auf der Straße oder im Graben daneben liegen. Wahrscheinlich einer der Punkte, die man auf die Pro-wenig-Straßen-Liste setzen muss, denn generell ist so ein Reh/Waschbär/Fuchs etc. nicht doof (oder suizidgefährdet) und weiß seit der Hasenschule „Straße = böse“. Und um eine einzelne Straße in seinem Revier ist es viel einfacher einen Bogen zu machen, als um 25 verschiedene.

Size matters
Auch hier kennt man ja schon die ausufernden Größen diverser Pick-Ups oder Wohnmobile aus den Vereinigten Staaten, aber der Kanadier setzt müde lächelnd dem ganzen die Krone auf. Wobei man sagen muss, gegen Alberta sieht British Columbia ganz alt aus… Folgendes „Fahrzeug-Sammelsurium“ habe ich auf irgendeinem Highway in Alberta überholt – daher leider kein Foto: ein typisches Riesenwohnmobil im Stile eines Truppentransporters oder eines Formel-1-Motorhome, hatte an seiner Anhängerkupplung einen ebenso riesigen Pick-Up-Truck, welcher auf der Ladefläche ein Quad beförderte. Damit aber nicht genug, denn an den Pick-Up-Truck war – wieso auch nicht – noch ein Anhänger mit einem Motorboot befestigt. Summa summarum hat die „Fahrzeug-Sammlung“ dieser Familie eine ungefähre Gesamtlänge von über 20m; wie sie damit jemals um irgendeine Kurve oder Stadt kommen, ist mir ein Rätsel. Und das Beste, solche Kombinationen sind kein Einzelfall, so etwas begegnet einem mehrmals pro Tag.

It’s a long road
R

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