Von meinen Ohren geweckt, sause ich ungläubig um 7:38 Uhr zum Fenster. Vorhang auf. Regen; und zwar so, dass der ausgelassene Hotel-Pool vor meinem Fenster schon wieder zu einem guten Viertel gefüllt ist. Dazu eine Portion Nebel, dass das Ende des Beckens zu einem Infinity-Pool verzaubert. Na schönen Dank, also keinen chilligen Tag auf der BikeRanch. Fahre ich halt weiter; denn bei aller Liebe, in Kamloops gibt es rein gar nichts, was man als Alternativprogramm unternehmen hätte können.
Da der Tag schon mit meinen „Ohren“ begann, kann man den Rest eigentlich auch gut zu einem „Dienstags-Soundtrack“ zusammenstellen*:
1. Madonna – Rain
2. Ray Charles – Hit the road jack
3. John Denver – Country roads
4. TLC – Waterfalls
5. Sydney Youngblood – Sit and wait
6. Pearl Jam – Long road
7. Guns N‘ Roses – November Rain
8. Peter Fox – Haus am See
9. Morphine – Early to bed
10. (Bonus Track) K2 – Der Berg ruft
Ich glaube im groben ist die Playlist verständlich, dennoch ist hier die Auflösung. Los ging es bei strömendem Regen in Richtung Norden; der Wells Gray Provincial Park war das Ziel. Dort gibt es mit einer Fallhöhe von 135m einen nicht ganz kleinen Wasserfall zu bestaunen; bzw. muss es heißen dort GÄBE es zu bestaunen. Nach ca. 2 Std. äußerst abwechslungsreicher Fahrt endlich dort angekommen, erwartete mich: Nebel und zwar in solch einem Ausmaß, dass man den guten Helmecken Fall zwar hören aber eben nicht sehen konnte. Ich fahre doch nicht über 2 Stunden hier her um dann mit leeren Händen wieder abzureisen. Das sitze ich aus. Gesagt getan, nach ca. 50 min im Wald stehen und den Nebel verfluchen tat sich tatsächlich die weiße Wand ein wenig auf und meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.
Weiter ging es zu meinem 2ten anvisierten Stopp innerhalb des Parks, der Ray Farm – mttlw. nur noch eine verfallene Holzhütte, ca. 35 min vom Pull-Out entfernt auf einer in schönsten Indian-Summer-Farben getauchte Lichtung. Angeblich DER Hotspot für kanadische Elche, Grizzlies und Kariboos. Auf dem kleinen Parkplatz nicht ein einziges Auto, es goss in Strömen und der Weg war mehr schlammgewordener Bach, als irgendetwas begehbares – egal, ich war schließlich auf meiner privaten Safari-Mission.
Machen wir es kurz, auf der Lichtung der Ray Farm habe ich dann nochmals eine geschlagene Stunde im Wolkenbruch kauernd zu gebracht, in der Hoffnung IRGENDETWAS lebendiges möge sich doch blicken lassen. Ausser zwei Schwalben war nichts zu sehen. Gar nichts. Kein Wunder, bei so einem Sauwetter jagt man ja auch keinen Elch vor die Tür. Nass bis auf die Knochen zog ich kleinlaut von dannen. Nix wars mit Wildlife.
Daraufhin folgte eine nicht enden wollende und überaus eintönige Fahrt durch absolutes Niemandsland – check your fuel, next gas station in 200km – der ständige Regen und Nebel machten die Fahrt auch nicht gerade attraktiver. Wenigstens erlebten Phileas Fogg und sein Diener Passepartout tolle Abenteuer auf ihrer Reise um die Welt und hielten mich somit über die Lautsprecher meines Jeeps in mittelprächtiger Laune.
Endlich, laut Navi nur noch 1km, dann ist endlich Schluß mit der Fahrerei. Ich steige an einer kleinen Blockhütte aus, herrlich ist es hier, wenn ich den linken Arm ausstrecke, kann ich die Finger in den Fraser River tauchen und wenn ich den rechten Arm ausstrecke, kann ich die Rocky Mountains berühren – dazwischen mein Nachtlager. (also so ungefähr).
Kein WLan, kein TV, kein Ort, kein Supermarkt, kein nichts – nur die Sonne scheint, seit ich aus dem Auto gestiegen bin. Pfff, 30 min. Beine vertreten am Fluß und dann um 19:18 Uhr ab ins Bett. Mir reicht es für heute.
A) was hätte ich sonst tun sollen?
B) total k.o.
C) morgen gehts in die Rockies!
Reload
(*ich hoffe inständig, dass niemand versucht diese fiktive Playlist wirklich durchzuhören!)