ROAD TO KAMLOOPS

Wenn es am Schönsten ist, soll man bekanntlich gehen – so oder so ähnlich geht das Sprichwort doch, oder? Beinahe wäre ich eingeknickt und hätte die nächsten 4 Tage auch noch in Whistler verbracht (länger wäre mein Zimmer nicht mehr verfügbar gewesen!). Nachdem dem perfekten gestrigen Tag, war ich wirklich wieder on fire, hatte mich genügend an den Park gewöhnt und kam immerhin zu 70% clean durch A-Line; da fiel der Aufbruch wirklich schwer und ich habe lange gehadert…

Letztendlich saß ich gegen 9.30 Uhr im Auto und begann meinen Weg von Whistler nach Kamloops. Kaum 5 min. gefahren, Pause, ich bin müde…..haha, nein nicht ganz, kleiner Stop an den Alexander Falls. Weiter schlängelt sich die Straße stetig bergauf durch typisch kanadische Bergwälder zu dem (klitze)kleinen Ort Pemberton, welchen ich aber links liegen liess, um weiter durch Indianer-Reservate zu tuckern. Die Landschaft ist einfach unbeschreiblich, ich werde konstant überholt, da ich zu meist die Geschwindigkeitsgrenze um mindestens 20 kmh unterschreite, schließlich will ich was sehen und kein Rennen gewinnen. An den Joffre Lakes wurde erneut gerastet, bzw. die 2 km zum Lower Lake geflitzt, dort traf mich fast der Schlag, da eine ca. 50 köpfige Reisegruppe das Uferbild verschandelte. Schnell wieder weg. Keine 10km weiter war ich dann aber der Einzige der den Pull-out am Zufluss des Duffey Lake nutzte – herrlich. Um an meiner Wildlife-Liste zu arbeiten, starrte ich ca. 15 min. auf das im Wasser treibende Holz; von Bibern allerdings keine Spur.

Mit dem anschließenden Weg hinab nach Lillooet wurde innerhalb von wenigen Wimpernschlägen ein neues Bühnenbild aufgezogen, adieu Kanada-Look, willkommen in der Wüste. Ich traute meinen Augen nicht, denn hier sah es tatsächlich aus wie im wilden Westen oder noch besser in irgendeinem „Goldgräber“-Film. Kein Wunder also, dass die „Scenic Road“ hier „Cariboo Goldrush Trail“ heißt.

Dann geht es einige Kilometer am Fraser River entlang, bevor man durch zerklüftete Landschaften fährt, die aus exakt 3 Grundfarben – beige, grün und gelb – bestehen, aus diesen Farben werden aber ALLE und wirklich ALLE Nuancen herausgeholt.
Als sich nach roundabout 60km der riesige Kamloops Lake vor einem auftut, weiß man: Essen und eine Dusche sind nahe… Nicht in meinem Fall. Ich muss nochmal abbiegen, um an den Lac le Jeune zu fahren, was einen kleinen Umweg von ca. 40 min. one-way bedeutet. Aber angeblich soll der See dermaßen super und abgelegen sein, dass man hier allerlei Wildlife aus nächster Nähe erleben kann. Das muss ich allein wegen meiner Liste schon machen. „Einfach nur um den See rumlaufen“ höre ich den Whistler-Local, der mir diesen Tipp gegeben hat, noch sagen. Am See angekommen, war mein erster Gedanke, aha, einfach nur rumlaufen, grob überschlagen, dürften das so um die 13/14 km sein. Nun ja, hilft ja nix, also los. Ist ja erst 15 Uhr.

Warum auch immer schlich sich (zunächst) völlig grundlos nach rund 5.5 km folgender Gedanken in meinen Kopf, du bist auf der ganzen Fahrt hierher, keinem Auto, geschweige denn einem Menschen begegnet und jetzt latscht du hier seit mehr als 5 km in die Wildnis, hmmm… Komisches Gefühl.

Kilometerstand laut meiner Uhr: 6,73 Kilometer. Vor mir biegt ungefähr 40m entfernt ER auf meinen Weg. Ich weiß, ich und Kühe habe nicht das beste Verhältnis, aber ehrlich mttlw. kann ich mit Kühen umgehen. Eine Begegnung mit einem unfuckingfassbar großem Stier/Bullen in der Dimensionen „Rodeo-Allstar“ hätte ich aber wirklich nicht gebraucht. Wir beide blieben wie angewurzelt stehen, kurz überschlagen, das verdammte Vieh, war vom Stockmaß genauso groß wie ich… Holy. Okay, lacht nur, aber für mich war das der Grund zu sofortigem Abbruch. Der gute Knabe schien auch alles andere als begeistert über MEINE Anwesenheit zu sein. Also, die ersten paar Meter im Rückwärtsgang, dann zügigen Schrittes den gleichen Weg wieder zurück. Man man man, was ein Riesenvieh. Ganz ehrlich, mir wäre ein (Schwarz)Bär, ein Elch etc. lieber gewesen. Einzig einen Puma hätte ich nicht eintauschen wollen.

Endlich zurück am Auto, jetzt aber Vollgas nach Kamloops.

Kamloops selbst kann ehrlich gesagt relativ wenig, abgefahren ist aber die Lage und das gegensätzliche Zusammenspiel der Umwelteinflüße vor Ort. In mitten der beschriebenen wüstenähnlichen Landschaft, liegt das überraschenderweise nahezu komplett grüne und saftige Städtchen – dem riesigen Thomson River sei es wohl gedankt..

Noch schnell bei der Kamloops BikeRanch vorbeigeschaut, 2 easy Laps auf den Jumps gefahren, ein paar Drops gesprungen, um dann noch für einen letzten Rauswerfer einmal die gesamten 200hm hochzuschieben um einen von Aggys Hometrails zu ballern. Soweit kam es aber dann nicht, denn die Tatsache, dass ich schon wieder mutterseelenallein war, plus die Kombination mit dem Schild: „Attention Rattlesnakes“ ließen meine Lust, das Bike durch hohes trockenes Gras zu schieben, auf minus Null sinken.

Ab ins Hotel; aus die Maus.
R

3 Gedanken zu “ROAD TO KAMLOOPS

  1. Lieber die Beine in die Hände nehmen als den Stier bei den Hörnern – well done my friend!!!
    Da kenn ich jemand der dich VOLL und GANZ versteht! :-))
    Go East and travel safe…………

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