Im Sommer ein Klassiker der Alpenregion Tegernsee-Schliersee, aber auch im Winter – bei gutem Wetter – definitiv nicht zu verachten. Der Fussmarsch vom Spitzingsee zum Rotwandhaus.
Vielleicht muss man sogar ein wenig mehr auf eine Empfehlung für den Winter pochen, als für die sommerliche Variante. Schließlich handelt es sich hier um Sommer um dem schlichten und einfachen folgen der Forststraße bis hinauf zum Rotwandhaus, was nicht nur eintönig und langweilig, sondern auch von „Menschenmassen“ gesäumt ist.
Gut, auch im Winter hat man an strahlenden Sonnentagen definitiv den Weg nicht alleine für sich – man trifft auf Rodler, Wanderer, Tourengeher und Schneeschuh-Geher – aber dennoch fehlt die Tristesse der nicht enden wollenden Forststraße.
Zum Start für die Tour parkt man am Besten am hinteren Ende des Spitzingsee, genauer gesagt am „Kirche am See“-Parkplatz – oder bei Überfüllung – auch schon weiter vorne bei der Taubensteinbahn. Sobald ein Standplatz gefunden ist, gilt es in festes Schuhwerk (am Besten Bergschuhe o.Ä.*) zu wechseln, dem Rucksack einen letzten Check zu unterziehen (Wechselshirt, Getränk, Müsliriegel, Stecken, Wanderkarte, Grödeln, Erste Hilfe Set usw. usf.) und dann kann es auch schon losgehen.
Wer mag, sollte hier seinen Schlitten nicht vergessen – aber bedenkt zwei Dinge, 1. es handelt sich um keine offizielle Rodelstrecke, sprich es gibt weder versicherte Kurven etc., noch habt ihr freie Fahrt, denn die Aufstiegsroute ist auch die Abfahrtsroute. 2. der Aufstieg ist relativ lang und phasenweise steil, da kann das Schlitten-hinterher-ziehen ganz schön nerven.
Vom Parkplatz aus starten wir mit Blickrichtung auf den See, nach links und passieren nach wenigen Metern die Schranke bei der neuen Wurzhütte. Danach geht es auf dem Schwarzenkopfweg direkt links nach oben und gemächlich den Berg hinauf. Augen auf, denn mit etwas Glück wartet auf euch am linken Wegesrand bei den ersten Garagen ein kleiner Tapeziertisch, welcher für den Verkauf von „Glückssteinen“ an guten Tagen dort aufgebaut wird. Stöbern, eine kleine Spende in die Kasse und schon hat man einen Glücksbringer für den Auf- und Abstieg in der Tasche. (nicht dass dies nötig wäre; eine nette Geste ist es trotzdem)
Nachdem Glückstein-Kauf (oder dessen Nicht-Beachtung) folgen wir dem Schwarzenkopfweg hinauf bis zur Bergwacht-Hütte, dabei geniessen wir zu Anfang noch die Blicke hinunter auf die Albert-Link-Hütte oder auf das gegenüberliegende Skigebiet Spitzingsee. Nach der der Bergwacht-Hütten überqueren wir rechterhand den Klausgraben und folgen sowohl dem Wegweiser, als auch dem mttlw. weniger gut geräumten Winterwanderweg dem Berg hinauf.
Ab jetzt heißt es durchhalten, der Weg ist schier endlos, Serpentine und Kurve, folgen auf Serpentine und eine weitere Kurve am Hang und weil es gerade so schön ist, wird es ab und zu auch noch ungemütlich steil, was die Anstrengung nach oben und trotz winterlicher Temperaturen, die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
Sobald einem linker Hand die Almhütte am Wegesrand (die zweite, die erste liegt etwas unterhalb des Weges) ins Auge fällt, weiß man: das Ziel ist nahe. Wer dennoch schon mal durchschnaufen möchte, dem sei das selten freie Holzbankerl vor der besagten (Oberen) Wildfeldalm wärmsten empfohlen.
Egal, ob Sonne und ein Schluck Tee getankt oder gar durchmarschiert wurde, ca. 2 min. nach der Oberen Wildfeldalm wartet die „letzte“ Linkskurve mit dem langersehnten Blick auf das Rotwandhaus in 1.737m Höhe auf. Das Ziel vor Augen laufen die Beine jetzt von selbst und man hat nach ca. 800 hm Aufstieg und nach – je nach individueller Gehgeschwindigkleit – ca. 2 bis 2.30 Stunden den massiven Bau des Rotwandhauses erreicht. Im Winter warten hier „nur“ 3 Optionen auf einen, Nr. 1 das Knödeltrio bestellen und sich (hffntl.) in der Sonne niederlassen, Nr. 2 je nach Schneehöhe und Lawinengefahr noch den Weg auf den Gipfel der Rotwand anzupeilen (kurz vor dem Haus, links den Hang nach oben steigen, ca. 30-40 min.) oder Nr. 3 sich direkt dem Abstieg bzw. der Abfahrt zu widmen.
Wer direkt oder im späteren Verlauf die letzte Option wählt, macht sich bergab unserem Startpunkt und dem Ende dieser (eher leichten) Winterwanderung entgegen. Der Abstieg verläuft komplett entlang der Aufstiegsroute und ist somit bestens bekannt – gerade für die Rodler beim Aufstieg schon wissenswert; so können sich steile Passagen und enge Kurven bereits eingeprägt werden.
Wer die Tour im Sommer macht, dem bieten sich am Rotwandhaus eine Vielzahl an weiteren Optionen, Abstieg über den Pfanngraben, Rückweg über den Taubenstein, Verlängerung der Tour zu den Ruchenköpfen, Abstieg nach Geitau über den Soinsee und noch viele viele weitere Wege; welche aber allesamt im Winter in erster Linie nicht zu empfehlen und bei Schnee weit entfernt von „leichter Winterwanderung“ sind.
Step by step.
R.
* Schneeschuhe sind auf der hier beschriebenen Tour nur bei Neuschnee von Nöten!