SUNSHINE COAST HIKES

Wer an der kanadischen Pazifikküste, genauer gesagt, speziell an der Sunshine Coast auf der Suche nach Wanderungen aller Art ist, wird schnell fündig. Nahezu unzählige Wanderoptionen erstrecken sich entlang der gesamten Küstenlinie der Sunshine Coast, dabei ist es egal, ob man sich ganz oben in Lund oder ganz unten in Gibsons befindet, der nächste Trailhead ist nicht weit.

Wissenswert, bevor ich direkt zu meinen Tourenvorschlägen komme, sind vielleicht folgende Dinge: 
1. Lasst euch von dem Namen Sunshine Coast nicht täuschen, denn mit Niederschlag in Form von Regen ist hier ganzjährig und jederzeit zu rechnen. Andererseits irgendwie ja auch logisch, zählt doch die Sunshine Coast schon zum Bestandteil des kanadischen Regenwaldes; daher gehört Regenkleidung immer ins Mindestgepäck.
2. Bergtouren mit Tausenden von Höhenmetern werden euch hier in erwarten, unterschätzen sollte man die ein oder andere Tour aber auch auf keinen Fall.
3. Gutes Schuhwerk ist Pflicht; auch wenn meist alle Trails toll gepflegt sind, geht es doch über Stock und Stein, sowie Sand und Felsformationen im Küstenbereich. Da sind rutschfeste Sohlen und knöchelhohe Schuhe ein Segen. Vor allem, wenn es denn dann mal wieder wie aus Eimern schüttet.
4. Der erhobene Wildlife-Zeigefinger darf natürlich nicht fehlen; niemals vergessen, auch hier bewegt ihr euch in „bear country“. Also redet, singt, pfeift und macht ab und an ein bisschen Lärm – mag sich eigenartig anfühlen (gerade allein), ist aber dennoch besser als einen pelzigen Gesellen mit seiner Anwesenheit zu „überraschen“.

TOUR NR. 1: TRIANGLE LAKE

Der Trailhead für diese relative leichte Wanderung befindet sich direkt am (oberen) Parkplatz des Sargeant Bay Provincial Parks bei Sechelt. Ihr könnt aber auch direkt unten am Strand parken, so habt ihr zwar insgesamt ein paar Meter mehr zu gehen – könnt nach der Tour aber ggf. direkt die Füße ins Wasser hängen oder ein „Belohnungs-Bierchen“ mit Aussicht geniessen. Der Start aka der Trailhead befindet auf der anderen Straßenseite der Redrooffs Road und ist kaum zu übersehen, ab hier gilt die durchgängige Regel: wir halten uns rechts. Egal ob sich, wie hier, kurz nach dem Start sich der Weg gabelt, oder wir an zahlreichen Markierungen die Option auf ein bis zwei andere Richtungen haben, wir nehmen bis mindestens zum See immer die rechte Variante. Zunächst geht es über eine kleine Brücke und ein Stufen hinauf, danach folgt man dem Weg gemächlich durchs Unterholz, gut geschützt von mächtigen Douglas Tannen und Zedern – immer leicht ansteigend. Nicht dramatisch, aber auf die Gesamtlänge dann doch etwas tückisch, denn eigentlich rechnet man damit die insgesamt 10 km lange Tour schneller zu bewältigen können, als dem dann schließlich der Fall ist. Ab und an kommen minimal steiler Wegabschnitte und auch der ein oder andere Felsblock mischt sich jetzt in die Landschaft, am Triangle Lake angekommen, kann es zugegebenermaßen passieren, dass die Enttäuschung groß ist. Aufgrund der Bäume und riesigen Farne, ist die Aussicht auf den See zu 90% bei Null. Dennoch ist eine Umrundung des Sees sehr empfehlenswert, die Landschaft ist auch ohne wirklichem Seeblick herrlich. Den Abstecher zu dem ausgeschriebenen „Viewpoint“ hingegen, kann man sich wirklich komplett sparen (gleiches gilt übrigens für die Tour-Erweiterung „Trout Lake“). Für den anstehenden Rückweg bieten sich zwei Optionen an, entweder man geht, wie man gekommen ist, oder versucht es als eine Art Rundwanderung zu machen, hier brauch es an manchen Markierungen ein wenig geografisches Gespür (und/oder Glück), auf keinen Fall aber sollte man der Richtung „Halfmoon Bay“ folgen, denn damit vervielfacht man die Gehdistanz um mindestens das Doppelte; wahrscheinlich aber eher schlimmer.
Auch wenn ihr nicht in Richtung „Halfmoon Bay“ abgebogen seid, stehen jetzt die Chancen auf unterschiedliche Endszenarien bei 50:50, ihr macht alles richtig (und/oder habt Glück) und kommt am anfänglichen Trailhead raus: Glückwunsch, ab zum Auto und Prost, oder ihr kommt irgendwo in einem Wohngebiet raus. Auch kein Problem, ihr macht einfach noch die sprichwörtliche Extrameile: ihr schlendert über die Northwood-, Eastwood- und die Fawn Road hinab auf die Redrooffs Road. Blickrichtung Pazifik biegt ihr nun links in Richtung des Sargeant Bay Provincial Parks ab und schon heißt es auch für euch: Prost!

Im optimalen Fall (Startweg rechter Tail, Ankunftsweg linker Trail) lauten die ungefähren Richtwerte meiner Tour: knapp 10 km Wegstrecke bei 230 Höhenmetern und einer Gehzeit von eben überraschenden 4 Stunden.

 

TOUR NR. 2: SMUGGLERS COVE

Auch hier startet die Tour in der Nähe von Sechelt, genauer gesagt am Smuggler Cove Marine Provincial Park. Es gibt zwei, nein eigentlich ein Vielzahl an Unterschieden zu Tour 1, die beiden Wichtigsten aber sind: die Parkplatz-Anzahl ist äußerst rar und endet meist mit wilden Parkexperimenten am Straßenrand (was übrigens auch nur begrenzt möglich ist); daher Wochenenden meiden, früh oder relativ spät dran sein ist die Devise. Nummer 2 ist der Tourencharakter, denn hier handelt es sich um einen besseren Spaziergang mit gerade mal 4,5 km Länge. Verlaufen ist nahezu unmöglich, der Anfangsbereich des Trails ist bestens mit diversen Holzbrücken und Stegen ausgebaut, sowie mit diversen Lerntafeln versehen. So passiert man den ein oder anderen Biberbau, überwindet trockenen Fußes diverse Moorlandschaften und steht plötzlich in der bizarren Welt der Schmugglerbucht. Den kurzen Abstecher in den Trail linksseitig des Hauptweges, würde ich mir für später aufheben. Nach ein paar Minuten bietet der Hauptweg einen kleinen Loop an, der sich linksseitig zu gehen empfiehlt – ob man hier dann auf dem Weg bleibt oder über die Felsen klettert bleibt gleich. Der Blick währenddessen auf die Strait of Georgia ist atemberaubend, die herumlungernden Seelöwen scheint allerdings weder der Blick noch sonst etwas zu beeindrucken. Nachdem man sich von dem Blick losgerissen hat und zurück in der Schmuggler Bucht ist, wirft man nochmal einen letzten Blick auf die Insel in deren Mitte – France Islet – danach biegen wir in den kleinen, zuvor ignorierten, Seitentrail ab. Nach ein paar hundert Metern endet dieser Weg auf einer kleinen Felszunge direkt am Pazifik. Aufgrund der Sackgasse ist hier meist niemand (wozu auch vermeintlich unnötige Wege gehen) und man hat ein echtes Kraftplatzerl für sich ganz allein. Hinsetzen, atmen, schauen und geniessen. Ob man jetzt 5 min. früher oder erst 2 später wieder am Auto ist, muss bei dieser „Tour“ einfach egal sein.

Falls jemand überlegen sollte: für Kinder absolut super, für Kinderwägen der absolute Supergau – auch wenn die ersten 300m rein optisch etwas anderes versprechen!

 

TOUR NR. 3: PENDER HILL

Die mit ca. 3 km veranschlagte Tour auf den Pender Hill ist zwar kurz, aber die wahrscheinlich Aussichtsreichste an diesem Küstenabschnitt; natürlich nur sofern das Wetter mitspielt. Den Pender Hill Trailhead findet ihr am Besten über Google-Maps. Ansonsten hier die Kurzfassung: von dem Highway 101 an der Petro-Canada Station abbiegen, von der Garden Bay Road weiter in die Irvines Landing Road und dann rechts ab in die Lee Road, auf der rechten Seite ist bei ein paar Wohnhäusern dann der „Parkplatz“. Oder besser gesagt, der kleine Fleck mit einer Gesamtfläche für 3 Autos. Das heißt, auch hier ist wieder Timing und die Vermeidung eines Wochenendtages angesagt. Vom Parkplatz/Trailhead aus, führt genau ein einziger Weg hinauf auf den Hügel namens Pender Hill, ein Verlaufen ist somit auf diesen 200 Höhenmetern absolut nicht zu befürchten. Macht langsam, denn der Weg ist steil und zum Teil mit wirklich großen Stufen versehen (…dass kann gerade wenn es in Strömen regnet, leicht etwas tückisch werden). Falls euch im Aufstieg eine kleine – leicht zu übersehende – Weggabelung auffällt, es ist völlig egal, welchen Weg ihr wählt, denn beide Weg treffen nach ca. 100m wieder aufeinander. Oben angekommen, eröffnet sich euch hoffentlich an einem der zahlreichen Aussichtspunkte ein Blick, der seinesgleichen sucht. Ganz Madeira Park und Garden Bay liegen vor euch, Pender Harbour zu euren Füßen, neben euch Mt. Daniel und in der Ferne die Strait of Georgia; besser gehts nicht. Leider hatte ich hier weniger Glück, strömender Regen sowie Wolken- und Nebelbänken trübten den Ausblick ein wenig; dennoch hatte auch diese „Stimmung“ etwas für sich.
Wer sich satt gesehen hat (…als ob das wirklich ginge), dem bleiben nun 2 Optionen, entweder man geht laut allen Empfehlungen den gleichen Weg zurück, den man auch gekommen ist, oder folgt dem anderen eingetreten Pfad hinab in grober Richtung „Hotel Lake und Lee Bay“ (checkt GoogleMaps falls ihr Orientierungshilfe braucht). Auch hier gilt, gerade bei Nässe, auf seine Tritte und den Boden zu achten. Es geht über Felsen, und kleine steile sowie unmarkierte Pfade hinab. Haltet die Augen offen, aber eigentlich ist der eingetretene Verlauf des Weges nicht zu übersehen, lediglich am Schluß wird es etwas abenteuerlich, da die letzten 20m eine Vielzahl von kleinen Wegen zurück auf die Irvines Landing Road anbieten. Sucht euch einfach den aus, der euch am meisten anspricht – die Straße ist bereits sichtbar – viel falsch könnt ihr also nicht mehr machen. Ob steil und staubig, steil und Blätter, kleine Wegkehren und Felsstufen, Wurzelteppich oder oder, die Wahl liegt bei euch. Auf der Straße angekommen, macht ihr es ähnlich wie ca. 2 Stunden zuvor mit dem Auto, ihr biegt rechts in die Lee Road ab und folgt dieser, bis ihr nach weiteren ca. 30-40 min. wieder an eurem Parkplatz angekommen seid.

Kleiner Tipp:
Wenn es das Wetter und die Temperaturen zulassen, hüpft doch noch schnell ins Wasser, eine bessere Option als direkt von der Lee Road aus, gibt es selten.

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Der Ausblick von Pender Hill ist selbst bei schlechtem Wetter atemberaubend.

 

 

TOUR NR. 4: DINNER ROCK TRAIL

Wer sich in der Nähe von Lund – dem „oberen Ende“ der Sunshine Coast – befindet, sollte sich trotz aller Widrigkeiten, dem Dinner Rock Trail widmen. Die Widrigkeiten übrigens sind weder an den ungefähren 7 km Länge des Rundweges, oder an dem Fakt des „shared Trails“ (Mountainbiker dürfen diesen Weg ebenfalls benutzen) festzumachen, sondern an der puren Unübersichtlichkeit des Wegverlaufes. Ps.: an selbiger bin ich übrigens gescheitert, so wurde aus einem 7 km Rundweg, ein schnelles „hoppla-scheinbar-verlaufen“-Ende. Das Verlaufen an sich, muss man hier aber kleinschreiben, denn dank des Pazifiks vor und dem Dinner Rock Campground neben einem, hat man zwei markante Orientierungspunkte, die einen schnell wieder auf Spur, zurück zum Auto oder einfach runter ans Meer bringen (wie bei mir geschehen; so war ich achselzuckend nach 4 km wieder fast am Ausgangspunkt; gibt Schlimmeres).

Aber zurück zum Anfang, zur Parkplatzsuche, biegt man auch hier wieder vom Sunshine Coast Highway in die (namenlose) Straße in Richtung Dinner Rock Campground (Markierung vorhanden) ab. Dem Straßenverlauf nach unten Richtung Pazifik folgend, stoßen wir auf eine kleine Parkbucht linker und auf den Trailhead rechter Hand. Voila. Motor aus und los. (Lautstärke und/oder Bärenglocke nicht vergessen, hier ist perfektes „bear country“). Man folgt dem Dinner Rock Trail zunächst durch dichten Wald und über einige Serpentinen auf offene Lichtungen – übrigens der perfekte Sonnenanbeter Platz für diverse Schlangen und Frösche; also: Augen auf. Es folgt, aufgrund des Wegverlaufes immer weiter hinab Richtung Meer, ein großer lichter Grasrücken mit diversen Picknick-Bänken und Tischen. Ich kombiniere, dass wir nur wenige Schritte neben dem – aktuell völlig verwaisten – Campingplatz sein müssen, denn der kanadische Camper liebt seine „Picknick-Areas“; ist aber zeitgleich nicht gewillt Kühlboxen und Grill weiter als max. 300m zu schleppen.
Und genau bei dieser herrlichen Picknick-Area muss es dann passiert sein, eine angebliche Abzweigung nach rechts oder gar einen Wegweiser in Richtung Hurtado Point übersehe oder finde ich einfach nicht. Der Wegverlauf spuckt mich dann unwillkürlich an den Küstenfelsen aus und ich beschließe, dass ich die nächsten 30 min. einfach mit dem Starren auf das Meer, der Beobachtung der Wellen und den Blick von Dinner Rock zu Savary Island schweifen zu lassen, verbringen werde. Das leider rapide schlechter werdende Wetter ist dann eine gute Ausrede, um zügigen Schrittes über den Camping Platz und dessen Zufahrtsstraße empor, zurück zum Auto zu laufen.

Komische (Mini-)Wanderung, eigentlich total in die Hose gegangen und dennoch lohnenswert Daher auch meine Empfehlung: probiert es einfach aus, wer den Loop rundum Hurtado Point schafft bzw. findet, erzählt mir bitte davon. Für den Rest, denkt beim Rucksack packen an die Picknick-Area und geniesst den Blick auf den Pazifik. Es muss ja nicht immer eine Tour zum Angeben sein. 

 

 

TOUR NR. 5: SUNSHINE COAST TRAIL

Machen wir es kurz, wer jetzt hier auf wertvolle Tipps oder Erlebnisberichte über DEN Fernwanderweg der Region gehofft hatte, ich muss euch leider bitterlich enttäuschen. Ich wäre selbst liebend gerne einige Einzeletappen – die gesamten 180 km dieser Hüttenwanderung waren eh nie eingeplant – gelaufen, aber aufgrund des konstant schlechten Wetters und der nahezu ununterbrochenen Regengüsse, musste ich – zu meinem Leidwesen – alle größeren Touren (bspw. auch Mt. Daniel) zumindest für dieses Mal ersatzlos streichen. Daher ist aktuell leider nur eine Verlinkung zur offiziellen Website des Sunshine Coast Trails möglich. Die Begehung selbst ist nur aufgeschoben, auf keinen Fall gänzlich aufgehoben.

 

Es gibt noch viele Wege zu gehen…

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