Als ich das erste MTB-Bike Foto des Trips auf Instagram gepostet habe, schrieb ein alter Freund unter das Bild: „Ach, ist schon wieder September? Na dann viel Spaß in Kanada“. Ich musste sehr lachen, denn er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch im vierten Jahr in Folge werde ich dem Land des Ahornblattes nicht überdrüssig und bin (mal) wieder in meiner zweiten Heimat angekommen.
Diesmal steht zum Vergleich der Vorjahre, ein wahrer Kurzurlaub an, denn mit satten 15 Tagen, steht mir mein bis dato kürzester Kanada-Aufenthalt bevor – da gilt es so viele Bike-Erlebnisse wie nur möglich in diese „knappe Zeit“ zu packen.
Nach der Landung in Vancouver sammelt ich zunächst mal den Wahl-Hamburger, Gastautor, Travel- und MTB-Buddy Numero Uno aka Thilo ein, da sich dieser schon einige Tage zuvor nach Van City aufgemacht hatte, um eine alte Freundin zu besuchen. In einem Wohnviertel in der Nähe der Second Narrows Bridge stand er auch schon mit einem Sixpack Kokanee winkend sowie gepackten Taschen und Bike am Straßenrand. Ein herzliches Hallo später fuhren wir auf dem Sea-to-sky-Highway den Howe Sound – bei herrlichstem Sonnenuntergang – entlang und unserem all-time-favorite Basislager namens Whistler entgegen.
In diesem Jahr gab es – auch ein wenig zeitlich bedingt – eine klare Mission für unseren Trip: (leider) keine Roadtrips, eine feste Unterkunft und so viele Trails befahren, bei zeitgleich so wenig Erholungs-Tagen wie möglich… Der geneigte Leser (und Biker) wird sich nun fragen, moment mal, wieso steht hier nichts von Bikepark? Tja, der ist zum einen sowieso obligatorisch aber zum anderen hatten wir – auch für uns anfangs unverständlich – uns selbst das Ziel gesetzt, auch mal etwas „zu treten“ – sprich nach oben zu fahren.
Keine Angst, wir werden definitiv nicht – wahrscheinlich sogar nie – zu Bergauf-Ziegen im Spandex-Kostümchen mutieren, aber aufgrund des wirklich mehr als massiven Trailnetzwerks in Whistler und Umgebung ist es nun mehr als an der Zeit hier auf Entdeckungstour zu gehen. Und – hands down – wir sind selten mehr als eine Stunde bergauf gefahren (…jaja und geschoben); was dann aber immer als Trail-Belohnung auf uns wartete, ist nicht in Worte zu fassen. Daher sollte sich hier selbst der hartgesottenste Lift- und Shuttle-Nutzer zwingend überwinden und die „normalen“ Trails einmal aus eigener Kraft erkunden. Unfassbares erwartet euch.
Also bezogen wir unser Appartement – in einem für uns gänzlich neuen Viertel in Whistler (Nähe des Golfplatzes) – richteten uns häuslich ein und folgten nun einem nahezu ausnahmslos gültigen morgendlichen Ablaufplan. Aufstehen – Wetteroptisch und digital checken – einer macht Frühstück, der andere geht ins Bad – Frühstücken – währenddessen die Trailforks App nach den heutigen Touren befragen – einer räumt ab, der andere geht ins Bad – anziehen – Bikes aus dem Keller holen – ready. Ab jetzt gab es 3 Optionen, die eins beinhaltete: aufs Bike und los, den Whistler hat so dermaßen viele lokale Trails, dass man das Auto nicht bewegen muss. Option 2 ab ins Auto in Richtung Trail-Paradies Squamish (Fahrzeit ca. 45 min.) oder Option 3 mit DER Entdeckung des Trips das Trail-Wunderland Pemberton (ca. 30 min Fahrzeit).
Da in den ersten Tagen das Wetter ziemlich überragend und wir beide etwas Jetlag geplagt waren, blieben wir auf den heimischen Trails rund um Whistler (obendrein mussten wir ja auch die standesgemäße Party-Lap auf Crank-it-Up im Whistler Bikepark hinter uns bringen). #ridewithfriends lässt grüßen.
Und so begannen wir mit dem wilden Abhaken der Whistler-Trails und unsere Mundwinkel zogen sich immer weiter in Richtung der Ohren, die Jubelschreie wurden immer lauter, die Beine und Knochen zwar müder – aber den alten Männern kam kein Ton über die Lippen, denn ausruhen konnten wir uns zuhause (also wirklich zuhause) wieder. Hier galt es, soviel mitzunehmen, wie nur irgendwie möglich.
Daher bleibt, es ist wie immer, nur eben ganz anders – und doch gleich.
You can’t buy happiness, but you can buy a bike – thats pretty close…
R.