PARIS

Es folgt – ich möchte es (leider) schon fast – ein „Nachruf“ über eine Stadt, der besonderen Sorte nennen.

Vorab muss gesagt werden, Paris ist eine fantastische Stadt, obendrein war dies mein erster Besuch in der französischen Landeshauptstadt und somit beeindruckendes Neuland für mich. Dennoch hinterlässt die heutige Zeit einen etwas fahlen Beigeschmack auf einem zugegebenermaßen famosen Citytrip.

Schon bei der Ankunft am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle ist man überrascht, warum denn jeder Fluggast zur Passkontrolle muss; kennt man dieses Verfahren doch eigentlich bis dato nur von internationalen Langstreckenflügen. Auch die Militärpräsenz am gesamten Flughafen ist überraschend deutlich und vor allen Dingen eine offensichtliche Zurschaustellung, dass man hier keinen Spaß verstünde.

Auch in der Stadt selbst begegnet man immer wieder schwer bewaffneten und gepanzerten Polizei- und Militärpatrouillen, oftmals zu Fuß unterwegs, öffentliche Plätze und Touristenattraktionen sichernd oder wahlweise in offiziellen bzw. zivilen Fahrzeugen an einem vorbei durch die Straßen jagend. Das Geräusche der französischen Sirenen wird man die nächsten 4 Tage auch nur los, wenn man sein Hotelzimmer-Fenster schließt – ansonsten ist dass die ständige monotone akustische Untermalung des Stadtbildes.

Als dann natürlich, kaum dass man französischen Boden betreten hat, prompt bei der Kathedrale Notre Dame ein Mann durchdreht und auf Polizisten mit Hammer und Messer losgeht, wird man sich wieder schmerzlich bewusst, in welch Zeiten wir heutzutage leben. Nein natürlich war früher nicht alles besser, friedlicher oder sicherer, dennoch schwebt irgendwie ein doch latent ungutes Gefühl mit, sobald man sich großen Menschenmengen nähert.

Beispiel Eiffelturm. Nachdem 183ten Foto vom Fuß des Stahlkolosses aus, spielt man doch irgendwann auch mit dem Gedanken auf die touristisch erschlossenen Plattformen 2 und 3 hinauffahren zu wollen. Doch was passiert dann? Man sieht die Menschenmasse, die an den 3 Kassenhäusern ansteht und eine kurze Hochrechnung ergibt, dass bedeutet wohl eine Anstehdauer von 1.5 Stunden. Unter dem Eiffelturm? In einer Horde aus Touristen? Von allen Himmelsrichtungen öffentlich zugänglich? Den Rest erledigt dann (leider) das Kopfkino und man beschließt, „hier lieber nichts zu riskieren“. Traurig, dass man sich selbst nicht mal mehr traut sich irgendwo in einer Warteschlange anzustellen. Mag jetzt für viele komisch klingen und als das falsche „Zeichen“ für die Umwelt gedeutet werden… Da möchte ich direkt mal wieder meine Opa zitieren: Lieber einmal feig‘, als immer tot.

Die beiden Apache Kampfhubschrauber die den ganzen Tag den Pariser Luftraum sichern, die Zodiac-Einsatzboote die die Seine kontrollieren und die eben bereits erwähnten, in Vielzahl vorhandenen „Bodentruppen“, hinterlassen auch einfach ein mulmiges und irgendwie ungutes Gefühl.

Verirrt man sich dann noch – zugegebenermassen völlig unnötiger Weise – auf die Champs-Élysée und kommt auf die wahnwitzige Idee einen der dort angesiedelten Läden von innen betrachten zu wollen, holt einen der „Pariser Alltag“ direkt wieder ein. Von Tasche-öffnen, über Personalausweis zeigen und durch-den-Scanner-laufen sind hier alle Vorsichtsmaßnahmen vorhanden; den obligatorischen Sicherheitsmann/Soldat/Polizist muss ich nicht extra erwähnen. So, wird der Besuch des Disney Stores für einen bärtigen, großen und braungebrannten Mann wie mich, durchwegs zur Herausforderung.

An die Prozedur, dass man alle nasenlang seine Tasche(n) öffnen muss, hat man sich allerdings recht schnell gewöhnt, der Rest bleibt auch aufgrund der schier unglaublichen Menschenmassen in den Straßen von Paris einfach ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Als Fazit bleibt für mich, von der Stadt der Liebe, ist auf den ersten Blick nicht mehr so viel über, denn mittlerweile ist es eine Stadt der Sorge und der Vorsorge; um die Liebe muss man sich da jetzt schon selbst kümmern.

Über die Sehenswürdigkeiten, das fantastische Essen, die wahnwitzigen Preise, die Pariser Lebensart, die Kulturenvielfalt und die Tatsache, dass jedes 2te Haus mehr Geschichte als gefühlt unsere ganze Stadt hat, braucht man nicht zu diskutieren.

Es bleibt eine Zerrissenheit zwischen: ich komme wieder und dem Daumendrücken für ruhigere Zeiten.

Liberté, égalité, espérance.

R.

 

RANDNOTIZEN:

  • ein 2 Tages-U-Bahn-Ticket gilt NICHT 48 Stunden ab Kauf, sondern „nur“ von 0-24 Uhr eines jeden Tages. Daher, um 19 Uhr ein 2 Tagesticket zu kaufen – doofe Idee.
  • Abends zum Eiffelturm ist ein Muss. Dort wimmelt es von (privaten) Getränke-Verkäufern, zum einen sehr praktisch, da man selbst nichts mitschleppen muss, zum anderen ein Muss für zähes feilschen um den Preis der Getränke. Den Preis von 2 Bier kann man locker von anfänglich 10€ auf 4€ herunterhandeln.
  • Wer Frühstück nicht in seiner Übernachtung inkludiert hat, der muss/sollte zwingend das Cafe Claus besuchen. Geniales und ausgefallenes Frühstück – allerdings zu Pariser Preisen und vor allem immer voll. Reservieren ist Pflicht.
  • Die Basilika Sacré-Cœur de Montmartre ist ein Muss – allein ist man dort sicherlich nicht. Bewegt man sich allerdings „hinter die Kirche“ und in die dort wartenden kleinen verwinkelten Gassen, findet man sich in einem wunderschönen Wohnviertel samt Weingärten wieder. Allein.