BUDDY BOARDS WORKSHOP

Ihr kennt das, da ist dieser eine Kumpel der euch gefühlt ständig in den Ohren liegt mit „lass uns dies oder jenes machen“ und ihm scheinbar niemals die Ideen ausgehen, wie er deine Freizeit verplanen könnte. Wenn dieser Kumpel aber dann auch noch 600km entfernt wohnt und sich in ein einziges Thema verbissen hat – dem Longboard (eine längere Version des Skateboards), bzw. dem Bau solcher Bretter – dann rückt eine Zusammenkunft mit dem Motto „okay, lass uns das machen“ schnell in weite Ferne.

So geschehen, bei Dominik und mir. Dominik, seines Zeichens Mitgründer von BuddyBoards hatte mich bereits x-Mal eingeladen, um endlich an dem sagenumwobenen  „Männer-Wochenende“ par excellence teilzunehmen. Einem „Longboard-Workshop“ – in dem jeder Teilnehmer sein eigenes Brett bauen kann/darf/muss und soll. Nach diversen Terminabstimmungsschwierigkeiten (Urlaub: ich, Kinder krank: er, Biken: ich, Arbeit: wir, Gladbach spielt: er usw. usf.) konnten wir uns nun endlich auf ein Wochenende einigen.

Köln, Stichsäge und Holzwurm ich komme; haltet den Verbandskasten bereit.

Für einen Samstag klingelt der Wecker ungewöhnlich früh, egal, denn ich bin voller Tatendrang und kann es kaum erwarten mit dem Basteln meines eigenen Brettes zu beginnen. Im Frühtau fahren wir in Richtung der Werkshalle der Kölner Möbelwerkstätten, dort ist nicht nur Dominiks Kumpel Pierre, der Boss, nein, Pierre ist zufällig auch noch der zweite (bis dato mir unbekannte) Buddy von BuddyBoards. Damit wären die Helfershelfer und Workshop-Leiter schon versammelt, jetzt hieß es nur noch auf die restlichen Teilnehmer zu warten. Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit gemeinsamen warmrollen, Kaffee trinken, Blödsinn machen, mit dem Hund spielen und nach Handwerker-Manier Brötchen zu schmieren (solange die Wurst dicker ist als das Brot, ist es wurst wie dick das Brot ist).

Sobald wir vollzählig sind, gibt es eine kurze Hallo-Runde, sowie die erste Lektion in Sachen Materialkunde, welche Formen von Longboards gibt es, was ist der Unterschied der einzelnen Shapes, welches Material und welche Holzarten stehen uns zur Verfügung, und überhaupt was wäre für welchen Typ „Fahrer“ wohl das beste Brett. Es folgt eine Testrunde auf allen möglichen Brettern und schnell stehen die jeweiligen persönlichen Favoriten fest, meine Wahl fällt auf den Allrounder unter den Longboards. Ein Cruiser mit drop-trough-Achsen soll es werden. Eine Allzweckwaffe für alle Könnerstufen und perfekt für gemütliches Rollen. Bei der Auswahl des Holzes wird es dann schwieriger und ich hadere lange mit mir, entscheide mich aber letztendlich gegen das „dunkle Furnier“ (sorry, Namen vergessen) und wähle Kirschholz mit einer leicht rötlichen Optik für mein Brett.

Dann ist es plötzlich vorbei mit dem Rumstehen und lustigem Bretttesten auf dem Werkshof, Pierre und Dominik rufen zu den Werkzeugen und los geht der erste Arbeitstag. Zunächst müssen alle Holzschichten vorbereitet, verleimt und in Form gepresst werden – um ehrlich zu sein, ich lächle still in mich hinein: aus diesem „Holzklotz“ soll ich mit meinen eigenen Händen einen fahrbaren Untersatz formen? Sehr witzige Vorstellung.

Als das Brett aus der Presse kommt, ist zumindest schon eine leicht konkave Wölbung, sowie eine gewisse Vorspannung zu erkennen – wird schon werden. Zusammen mit Pierre beginne ich mit einer Schablone die spätere Form meines Cruisers auf das Brett zu zeichnen, um diese grobe Form im Anschluß möglichst sauber mit der Stichsäge auszusägen. Auf Pierre’s Frage, wer schon mal mit einer Stichsäge gearbeitet hätte, ist mein Arm, der einzige, der unten bleibt – na bravo. Als ich mit dem Sägen beginne, fühle ich mich instant zurückversetzt in meine Schulzeit, genauer gesagt in den Werkunterricht. Denn ähnlich wie mein damaliger Lehrer, schlägt auch hier Schreinermeister Pierre die Hände über dem Kopf zusammen und muss mehrmals einschreiten, um sicherzustellen, dass ich eigentlich ein Skateboard und nicht Brennholz sägen möchte. Die darauffolgenden Löcher für die Achsen bohre ich dann aber wie ein echter Profi – Pierre weicht mir allerdings keinen Schritt vom Leibe. Besser ist das.

Gut, dass ich auf Dominiks Hinweis vom Vortag gehört habe und mir „Arbeitsklamotten“ mitgebracht habe, ich stehe vor Holzspänen, Sägemehl und Staub. Kaum beginne ich den Holzabfall etwas von mir abzuklopfen, geht es auch schon weiter. Nächster Halt: Oberfräse! Wer hat schon mal mit einer Oberfräse gearbeitet? An einem Frästisch?Ratet, was meine Hand getan hat? Richtig, sie bleib unten. Ich ziehe in Begleitung von Pierre los, lass mir alles erklären und vernehme die beiden Hinweise, dass dies jetzt wirklich konzentriert und vor allem langsam (meine Stärke) zu erledigen sei, denn dieser Arbeitsschritt entscheidet über den Verbleib meiner Finger und dem Fortbestand meines Longboards in Spe. Hochkonzentriert fräse ich meinen Cruiser zu seiner finalen Form. Alle Finger am gewohnten Platz, das ehemalige Brett jetzt schon fast mein Cruiser und ein High-Five von Pierre, mehr brauchts im Moment nicht, um mich wie Meister Geppetto selbst zu fühlen.

Apropos Fühlen, die Optik meines Cruisers stimmt bereits, dennoch fühlt er sich immer noch an wie ein schnödes Holzbrett, daher kommt direkt die Schleifmaschine sowie jede Menge Schleifpapier zum Einsatz. Die Haptik meines Cruisers ändert sich nach ca. 40 min. schleifen, raspeln und grobkörnig streicheln von Holzbrett hin nahezu zarter Babybacke. Perfekt. Jetzt noch die Kanten abrunden, ein letzter Feinschliff und dann hieß es zunächst mal: Mittagessen. Dass es schon fast 14 Uhr war, ist keinem von uns aufgefallen, wir waren alle weder hungrig noch durstig, sondern im kompletten Bastelwahn. Das Zauberwort: Rinderbrust vom Grill, ließ uns aber dann doch allen das Wasser im Mund zusammen laufen.

Nach einer gesunden Männerportion Fleisch, ein zwei Runden Kölsch und jeder Menge Sonne, ging es dann an die finale Runde für den heutigen Tag. Lackierpistolen Feuer frei. Wer als Einziger in der Runde natürlich auch noch nie zuvor etwas lackiert hatte, ist klar oder? Daher bekam ich erneut die Spezialeinweisung vom Boss selbst. Unterseite lackieren, trocknen lassen, Oberseite lackieren, trocknen lassen, Kanten lackieren, trocken lassen – die Routine muss einige Male wiederholt werden und frisst so einiges an Zeit. Kein Problem, bestes Wetter, einige Kölsch, ein menschenleeres Gewerbegebiet und jede Menge Test-Longboards ließen die Wartezeiten schnell verrollen.

Die letzte Amtshandlung des Samstages bestand darin, dem Board noch seinen „Grip“ auf der Standfläche zu verleihen. Bei herkömmlichen Skateboards wird hier einfach Griptape (eine Art Schleifpapier) aufgezogen, bei den BuddyBoards, die ja von ihrer edlen Holzoptik leben, werden feine Glassplitter mit in die Oberseite des Boards einlackiert. Diese Tätigkeit übernimmt übrigens Chef Pierre selbst, denn ein geübtes und ruhiges Händchen ist hier gefragt.

Der Abend klingt dann aufgrund des einmaligen Wetters noch vor der Halle, an der Schreinerei-eigenen Feuerschale, dem erneut bestückten Grill und mit den spontan herbei telefonierten Familien von Dominik und Pierre aus (…ob das allerdings bei jedem Workshop so läuft, wage ich hier nicht zu versprechen).

Am Sonntag heißt es dann trotz Zeitumstellung ausschlafen und sich erst gegen 10 Uhr gemütlich zum großen Finale zurück in der Schreinerei einfinden. Einige Workshop Kollegen kommen deutlich zu spät und man sieht ihnen ohne Zweifel an: Köln scheint ein funktionierendes Nachtleben zu haben. Aber halb so wild, heute werden keine Maschinen mehr bedient, heute ist eigentlich nur noch Montage-Tag. Aus einem reichen Fundus an Achsen und Rollen in allen Farben, stellt sich jeder Teilnehmer sein persönliches Setup für das Endresultat zusammen. Ich wähle schwarze Achsen und rote Rollen mit gelben Plastikkern. Schnell noch die Kugellager und Spacer in die Rollen gedrückt, den Kingpin sowie alle anderen Schrauben eingedreht und nochmals festgezogen, dann hieß es endlich: Testfahrt.

Was soll ich sagen, wenn ich keine Ohren hätte, wäre mein Grinsen um meinen kompletten Kopf herum gegangen. Unglaublich, gestern noch war ich mir sicher, dass aus dem Holzbrett vor mir, niemals etwas annähernd Fahrbares entstehen könne und heute ist es schon das beste Brett der Welt. Und wenn ich das zu Stande gebracht habe, kann das wirklich jeder…

Danke Dominik für deine Beharrlichkeit und Gastfreundschaft, Danke Pierre für die Geduld und guten Tipps, Danke BuddyBoards für ein unvergessliches Wochenende und danke dem Erfinder des Longboards – mein Gott ist das ein Spaß.

Ich werde bei jeder Ausfahrt, an euch alle denken.
R. 

#buddiesforlife

Mini-FAQ:

  • Ist dieser Workshop was für Kids? Ja, hier übernehmen Pierre und Dominik alle „gefährlichen“ Arbeitsschritte.
  • Brauche ich Vorkenntnisse? Null komma gar nicht.
  • Wann sind die nächsten Termine und was kostet das? Check einfach die Website oder ruft die Jungs an und ihr erfahrt alles Wissenswerte.