Der Yellowstone Nationalpark in den USA ist wahrlich kein Unbekannter und dürfte den meisten schon auf die eine oder andere Art und Weise zu Ohren gekommen sein. Ob im Zuge des „einer der beliebtesten Nationalparks der USA“-, „da gibt es Bisons“-, „Heimat von Old Faithful“-, „endlose Autoschlangen“- oder einem anderen Kontext, so wirklich kommt man am Yellowstone Nationalpark nicht vorbei. Kevin Costner und die Familiengeschichte der Duttons haben dann noch den Rest dazu beigetragen – was aber muss man nun wirklich wissen? Ich habe euch mal etwas aufgelistet; (meine):
10 GOLDENE TIPPS FÜR EINEN BESUCH DES YELLOWSTONE NATIONALPARK
- Waiting Game
Wer kennt sie nicht, die Videos und Bilder von den endlosen Blechkarawanen, die sich in den Sommermonaten an den Parkeingängen stauen und auf Einlass warten. Spätestens wenn man sich mit seinem Reiseziel auseinandersetzt, wird man sich dieser Thematik bewusst und versetzt einen (mich!) in leichte Panik – schließlich will man Natur und weniger Disneyland-Feeling erleben.
Reality-Check, wer sich für eine Besuchszeit pi mal Daumen ab Mitte September entscheidet, kann hier beruhigt durchatmen, denn: ab dem Ende der „klassischen Sommerferien“ ist alles kein Problem (mehr). Wer im August reisen muss, der darf entscheiden, ob er den Wecker auf 5 Uhr stellt, oder sich zu einem ausgeschlafeneren Zeitpunkt in die Mutter aller Warteschlangen einreiht.
Ich bin an 3 Tagen, zu jeweils unterschiedlichen Zeiten in Richtung des Ranger-Häuschen in West Yellowstone gerollt:
Tag 1: ca. 15 Uhr, kein Auto vor mir, Wartezeit: nicht vorhanden
Tag 2: ca. 7 Uhr (kurz vor Sonnenaufgang), kein Auto vor mir, Wartezeit: nicht vorhanden
Tag 3: ca. 9.30 Uhr (Primetime), 10 Autos in der Schlange/Spur vor mir (insgesamt ca. 40 Autos auf 4 Spuren), Wartezeit: etwa 5-10 Minuten
Fazit: Im Herbst ist ein Park-Besuch definitiv NO DRAMA.
America the beautiful
Hinter diesem klanghaften Namen verbirgt sich der Jahrespass für alle US-Nationalparks. Mit einem Kostenpunkt von rund 80€ (in 2024) darf man 1 Jahr lang ab Ausstellungsdatum alle US-Nationalparks so oft man möchte besuchen. Sobald man pro Park 1-2 Tage Aufenthalt einplant und mehr als 2-3 Parks auf seiner Reiseroute hat, lohnt sich der Kauf dieses Passes. Allein schon wegen der eigenen Autospur am Eingang, die – bei den großen Parks – nur für Pass-Inhaber reserviert ist: hinrollen, hochhalten, weiterfahren. Sehr praktisch.
Erhältlich ist der Pass problem- wie auch ausschließlich bargeldlos an jedem Parkeingang im ganzen Land, in den jeweiligen Visitorcentern oder sogar in einigen ortsansässigen Hotels. (Für uns Europäer ist ein Online-Kauf vorab und der damit verbundene Postweg eher von Nach-, als von Vorteil.)Ps.: Wer sich noch an „alte Zeiten“ erinnert, der dürfte mittlerweile etwas verwundert sein, denn der Jahrespass ist heutzutage nur noch für einen Besitzer und nicht mehr wie früher für zwei Besitzer gültig. Aber keine Angst, auch der „eine Besitzer“ darf nach wie vor mit diesem Pass seine ganze Familie oder wer eben gerade so in ein Auto/Wohnmobil passt, mitnehmen.
- Don’t be an idiot
Gut, das gilt nicht zwingend nur für den Yellowstone Nationalpark, sondern für das ganze Leben – dennoch hat der Satz hier eine besondere Bewandtnis. Die Rezeptionistin unserer Unterkunft erzählte mir mit Tränen in den Augen vor Lachen, dass alle Einheimischen & Mitarbeitenden des Parks in einer Facebook-Gruppe namens „Idiots of Yellowstone“ vereint sind und dort ihre besten bzw. schlimmsten Touristen-Fails posten und dokumentieren. Und in solch einer Gruppe möchte man nicht landen.
Ich bin leider (in-)direkt sofort „Bestandteil“ dieser Gruppe geworden, schließlich habe ich einen von der guten Dame beschriebenen Kardinalsfehler begangen: „Oh, ein Bison, schnell rechts ran und 200 Fotos gemacht.“
Konnte ja niemand wissen, dass man nicht auf das Glück einen Bison zu sehen, hoffen muss, sondern eher abschätzen, wieviele es wirklich sind – ich tippe darauf, dass ich etwas zwischen 300 bis 400 Bisons gesehen habe. Daher kann ich die mttlw. sich vor Lachen kringelnde Hoteldame schon verstehen, ihr braucht nicht beim ersten Bison Hals über Kopf das Steuer eures Wagens herumreißen. Ehrlich.
Apropos Bison, der gern verwendete Hashtag in den sozialen Medien des Yellowstone Nationalpark lautet „don’t pet the fluffy cow“ und da kann ich nur sagen, auf diese ebenfalls äusserst idiotische Idee kam ich zumindest nicht ansatzweise. Lasst den Tieren ihren Frieden und Freiraum, bleibt auf Distanz und wahrt einen sicheren Abstand – besser für alle Beteiligten.
- Tanken, essen & shoppen
Im Vorfeld bin ich davon ausgegangen, dass es in einem Nationalpark wohl keinerlei Einkaufs- oder gar Tankmöglichkeiten geben wird und deshalb beim Betreten/Befahren des Parks immer bestens ausgerüstet. Aber keine Angst, die USA wären nicht die USA wenn man nicht auch innerhalb des Parks einige Restaurants, Mini-Supermärkte, allerlei Souvenir-Shops UND 6 (!!!) Tankstellen auffinden würde. Klar, alles ein paar Cent/Dollar teurer als vor den Toren des Nationalparks, aber für den Notfall sind – gerade die Tankstellen – immerhin vorhanden. Die Verteilung der Selbigen ist strategisch gut durchdacht, so befindet sich immer in ungefährer Richtung eines Parkein- und ausgangs eine Tankstelle, sowie grob gesagt „in der Mitte“ des Parks 2 Stück – zwar nur mit einer oder zwei Zapfsäulen. Besser als liegenbleiben ist das aber allemal.
Genaue Standorte, sowie die Öffnungszeiten (Achtung, im Winter sind alle Tankstellen geschlossen) findet ihr auf der Karte, die euch bei jeder Einfahrt bei Bedarf von einem Ranger kostenfrei und mit einem Lächeln überreicht wird. - Size matters
Warum ich Tankstellen erwähne, wenn es doch primär um Natur gehen soll? Ganz einfach, denn ich habe trotz Recherche im Vorfeld wirklich absolut unterschätzt, wie groß der YNP wirklich ist – wir sprechen hier immerhin über eine Fläche die ungefähr knapp das Bundesland Bayern ausmacht. Oder als vielleicht verständlicherer Anhaltspunkt: an Tag 2 – ihr erinnert euch, Parkeinfahrt kurz vor Sonnenaufgang – war mein Ziel, soviel wie möglich des Parks an einem „Auto-Tag“ zu sehen. So fiel die Entscheidung auf die Befahrung des Grand Loops im Uhrzeigersinn, nahezu jeden Abstecher in eine Scenic- oder Forest-Service-Road in Kauf zunehmen, das Lamar Valley abzufahren, den Park kurz zu verlassen und im Norden ein paar Meter auf dem Beartooth Highway zu machen, nur um dann weiter zurück im Park kreuz und quer zu fahren. Natürlich mit zahlreichen Stops, für Fotos, Staunen sowie einigen Bison- und Hirsch-Staus (beide stehen wahnsinnig gerne auf Straßen herum). Letztendlich bin ich nach 9.45 Stunden völlig ko von einem Tag „sitzen“ aus dem Auto gefallen – gesehen, hatten wir aber wahrscheinlich „nur“ 80% des Parks. Daher ist Tanken, definitiv ein Thema, über dass man sich im Klaren sein sollte.
(Ps.: auch die eigene Betankung sollte man nicht unterschätzen oder gar vernachlässigen, denn nicht vergessen, nahezu der gesamte YNP liegt auf fast bzw. oft sogar 2.000 m über dem Meeresspiegel) - Lowlights als Highlights
Wer sich jetzt langsam zu fragen beginnt, ob der YNP im Herbst wirklich menschenleer ist, den muss ich enttäuschen – natürlich ist man nicht allein und gerade an den (dezidierten) Highlights des Parks können Parkplatz-Engpässe oder ein vermehrtes Menschenaufkommen eintreten. Bei dem Ausbruch von Old Faithful stand ich sicherlich in einer Gruppe aus 300 Schaulustigen, aber selbiges war überraschenderweise okay, denn der Blick geht ja gerade aus, auf den ca. 150m entfernten Geysir-Ausbruch; da kümmert sich keiner um sein Umfeld, sondern beklatscht Rauch und Wassermassen. Direkt danach wurden die Beine in die Hand genommen und sich zum 20 min. entfernten „Overlook“ bewegt, Fazit: kein Mensch mehr weit und breit.
Ein ähnlicher Menschenauflauf war am Grand Prismatic Spring bereits schon am Parkplatz geboten, da fehlen mir Muse und Geduld, dass ich mich in die wartenden Autos einreihe, um in ca. 1 Stunde dann auch einen Parkplatz zu ergattern. So fahren wir einfach 4 km weiter, parken dort ganz entspannt und wandern auf dem Fairy Falls Trail zum „Grand Prismatic Spring Overlook“ und können nun von oben DAS Highlight-Becken ebenfalls sehen. Wahrscheinlich sogar besser.
Die beiden so eben beschriebenen Punkte sind die absoluten und ausgewiesenen Highlights des Parks, dennoch würde ich sagen, hatten wir an ganz anderen Punkten viel persönlichere Highlights und Wow-Momente, als an diesen „Touristen-Magneten“ – daher gilt, auch die vermeintlich kleinen oder abgelegenen Geysire, thermalen Becken oder anderes sind einen Abstecher wert und hat man oft komplett für sich allein. So hatten wir das wirkliche Glück auf dem Firehole-Lake-Drive bspw. mutterseelenallein aus dem Auto auszusteigen und überraschenderweise brach hier der White Dome Geysir aus. Absolutes Highlight; ohne dass wir je von diesem Geysir gehört/gelesen hatten. - Geheimtipp
Ein weiterer „Geheimtipp“ – nebst des White Dome Geysires – ist die unbedingt zu absolvierende Fahrt in das Lamar Valley. Gut, das ist jetzt kein wirklicher Geheimtipp, denn einer der Hauptrouten des Parks führt durch das doch etwas abseits gelegene Tal und dennoch ist es einfach fantastisch. Ein weites offenes Grastal, eingebettet von sanften Hügel einer- und großen felsigen Bergwänden andererseits. Dazu hunderte von grasenden Bisons, sowie ein paar Kleingruppen von nordamerikanischen Antilopen – plus einige echte Profis am Wegesrand… Selbige erkennt man an Tarnklamotten, einer Auswahl an Fernrohren und der größten Kameraausrüstung die man jemals außerhalb eines Fotografie-Geschäftes gesehen hat. Gut, eventuell zurecht, denn Lamar Valley ist die Heimat des größten Wolfsrudels des YNP. Wolfsmässig war uns das Glück nicht Hold – aber wahrscheinlich hatten wir hierfür auch einfach zu wenig Equipment am Mann 😉
Ein zweiter und vielleicht wirklich guter Tipp, ist das Ausschau halten nach weißen PickUps am Wegesrand, die Autos ähneln der der NP-Ranger tragen allerdings die Aufschrift „YNP Wildlife Conservation“. Das sind die Wildhüter des Nationalparks und diese kennen ihre Tiere, sowie deren Lieblingsplätze natürlich aus dem effeff; heißt, wo so ein PickUp steht, ist meist ein Mann/eine Frau mit Fernglas nicht weit, also mit etwas Abstand daneben halten und in die gleiche Richtung spähen. Erfolgsquote: 100%. Ohne die Wildhüter hätten wir den Schwarzbären mit Sicherheit nicht gesehen, auch 2 Bison-Kälbchen hätten wir ggf. übersehen und die Infos zu dem Hirschrudel bei/in Mammoth Springs wären uns auch entgangen. - Temperatur
Wetter ist natürlich zunächst mal Glücksache, uns war die Wetterfee mehr als gut gesonnen, was sich mit wolkenlosem und blauen Himmel, sowie Sonne satt bemerkbar machte. Resultat, täglich um die 22-25 Grad und kontinuierlicher Einsatz von Sonnencreme. Soweit so gut, selbiges ist aber gar nicht so einfach, wenn einen das morgendliche Thermometer nach dem Klingeln des Weckers mit Minus 3 Grad begrüßt. Da kommt der gute alte Zwiebellook zum Einsatz und die Fleecejacke ist wahrlich ihr Geld wert, nur um sich dann nach und nach, aus Lage um Lage zu schälen und mglw. sogar auf eine kurze Hose zu wechseln. Ein Glück, dass man im YNP ausnahmslos im Auto unterwegs ist und so genügend Stauraum für die benötigten Tagesklamotten hat. Und bei annähernd 30 Grad Temperaturschwankung gilt es besser vorbereitet zu sein – geht nämlich auch anders herum. Wer zum Sonnenuntergang im Park bleiben will, sich ggf. noch auf einem Felsblock positioniert, um den besten Blick auf den Bison im Kontrast zum feuerroten Himmel zu bekommen, dem sei dank des herbstlichen Kälteeinbruchs mit Einsetzen der Dunkelheit die Daunenjacke und Handschuhe dringend anzuraten. - Unterkünfte
Wer jetzt auf einen exakten Link oder einen namentliche Empfehlung hofft, den muss ich leider enttäuschen – warum dann dieser Punkt? Ganz einfach, man muss einfach im Vorfeld wissen, dass Unterkünfte in der unmittelbaren Nähe eines Nationalparks (bspw. ist West Yellowstone satte 2 Autominuten vom Park-Eingang entfernt) verlangen können, was sie wollen. Ähnlich ein jeder deutschen Großstadt, in der auch nur eine halbwegs namhafte Messe zu Zeitpunkt X stattfindet. Soll heißen, man zahlt schlicht und ergreifend „Unsummen“ für eine Übernachtung, aber eben nicht weil das Hotel, die Blockhütte oder das AirBnB so toll sind, sondern einzig und allein dafür, dass man in der unmittelbaren Umgebung des Parks nächtigt. Jetzt gibt es natürlich die ein oder andere bessere oder eben auch schlechtere Unterkunft – preislich sind alle mehr als happig – und hier gilt, der frühe Vogel fängt den (immer noch schwer zu kauenden) Wurm; denn nur wer wenigstens ein Jahr im Vorfeld bucht, hat noch die gesamte Auswahl an Unterkünften zu Verfügung. Kein Witz. Wir haben bspw. ca. 10 Monate im Voraus gebucht und der meist gelesene Satz bei dieser Suche war „No vacany“. Irre, aber die einzukalkulierende Realität.
(Ps: keine Unterkunft, aber wenigstens ein echter Tipp: wer sich in West Yellowstone einquartiert, wird ebenfalls etwas schockiert sein, über die qualitativ recht mangelhafte Auswahl an Restaurants, hier gilt: alle in die Buffalo Bar. Grossartig.) - Just wow!
Der letzte „Tipp“ ist eigentlich kein Tipp sondern eine Handlungsaufforderung, selbige lautet wie folgt: Legt Geld zur Seite und besucht einmal im Leben den YNP. Es ist einfach unglaublich und wahrlich mit Worten schwer zu beschreiben, ich kann es nur empfehlen: jeder sollte den YNP einmal mit eigenen Augen gesehen und erlebt haben. Egal ob im Winter zum Langlaufen mit Bisons die sich um heiße Thermalquellen scharren, im Frühjahr, um den Park in voller Blüte und grüner Pracht zu erleben, im Sommer, um seiner Liebe für lange Wartezeiten und endloser Parkplatzsuche zu frönen oder eben im goldenen Herbst um ständig sein Kiefer wieder nach oben klappen zu müssen, sei es aufgrund des rauchenden Bodens, der Geysire, der Bisons/Tierwelt, der Laubpracht oder einfach der Summe aus all dem Genannten. MACHT DAS. Irgendwann. Aber macht es.








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